Erinnerung an Erich Fried

Erinnerung an Erich Fried

Zum Welttag der Poesie waren in diesem Jahr meine erste Assoziationen die Lesungen mit Erich Fried, die ich in den 80ern in Köln erleben durfte.

Seine prägnanten Texte fand ich schon als Teenager faszinierend. Bis heute kann ich einiges davon auswendig. Erich Fried gehörte zu den Menschen, deren Meinung zur Wiedervereinigung ich gern gehört hätte – er starb ein knappes Jahr vor den friedlichen Protesten in der DDR und der Maueröffnung.

Wir waren nicht die einzigen, die seine Lyrik mochten: Die Lesungen waren jedes Mal gut besucht.

Ich kann mich an zwei Lesungen erinnern – einmal in der Schlosserei des Schauspielhauses und einmal im damaligen Rautenstrauch-Joest-Museum am Ubierring.

Das Gedicht
"Wer will, dass
die Welt so bleibt,
wie siei ist
will nicht.
dass sie bleibt"
von Erich Fried auf der Berliner Mauer
Immer noch sehr aktuell – anonym (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berliner_Mauer.jpg), „Berliner Mauer“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Bei den politischen Gedichten waren mir die kurzen die liebsten –  und ansonsten hab ich seine Liebeslyrik geliebt. „Lelied bei Ungewinster“ kann ich auch heute noch in meinen Lesungen zu „Liebeslyrik des 20. Jahrhunderts“ ohne Blick auf den Text sprechen.

Bei einer der Lesungen trug er ein Gedicht vor, in dem die „möhligen Kriebe“ „schrittern“ (ich erinnere mich an den Aufruf „Schrittert für euch selbst“); es war – noch – nicht veröffentlicht. Ich schaute also in jeden Band, in jede Publikation – nix. Bei der nächsten Lesung – in der Schlosserei – nahm ich mir ein Herz und fragte ihn, was denn mit dem Gedicht sei. Er guckte ein bisschen ratlos und meinte dann, das sei wohl nix gewesen – er könnte sich nicht mehr daran erinnern. Das hat mich – ich war ja noch ziemlich jung – ganz schön erschüttert – ein Gedicht schreiben und sich nicht mehr dran erinnern …?

In meinem Lyrik-Regal steht einiges von Erich Fried – und auch seine Shakespeare-Übertragungen hab ich mir besorgt, aber in dem Thema bin ich nicht so sehr drin; Drama liegt mir nicht, grundsätzlich.

Erich Fried gehört für mich zu den prägenden Lyrikern des 20. Jahrhunderts – seine Sprache ist sehr verdichtet und nahbar, um es mal auf eine kurze Formel zu bringen.

Und damit Sie nun auch Erich Fried hören können, kommt hier sein wohl bekanntestes Gedicht, von ihm selbst gelesen:

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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