Haben Sie den Begriff Dyspraxie schon mal gehört?
Nein?
Dann sind Sie in großer Gesellschaft. Diese „Umschriebene Entwicklungsstörung der
motorischen Funktionen“, wie der Haupttitel des Werkchens lautet, das ich Ihnen heute vorstelle, wird selten diagnostiziert.
Und ich gebe es zu: De Titel des Beitrags ist Clickbaiting – „Umschriebene Entwicklungsstörung der
motorischen Funktionen“ war mir als Titel zu lang und Dyspraxie ist eben so unbekannt, ein Eye-Catcher. Ich hoffe, Sie sehen es mir nach.
In meinem weiteren Umfeld hatte ich mal mit dieser Enwicklungsstörung zu tun und die Betroffenen wären für den Ratgeber, den Christiane Fügemann jetzt verfasst hat, sicher dankbar gewesen. Deshalb heute mal keine „Literatur“, sondern was Lebenspraktisches.
Was ist Dyspraxie?
Grob gesagt, eine Störung der motorischen Entwicklung. Das kann Grob- wie Feinmotorik umfassen. Und ist sehr leidbehaftet – für alle Beteiligten. In unserer Familie gab es den Spruch „ungeschicktes Fleisch muss weg“, wenn ich mich mal geschnitten hatte oder so. Kleine Unachtsamkeiten. Oder ein Unfall. Wenn so etwas aber ständig passiert – stolpern, etwas nicht richtig greifen können, Artikulationsschwierigkeiten haben, Knöpfe oder Schleife nicht bändigen zu können … Bis da jemand auf die Idee kommt, dass mehr als gewöhnliche Ungeschicklichkeit dahintersteckt, sind schon viele solcher verletzenden Sprüche gefallen, hat es schon viele Tränen und viel Verzweiflung gegeben. Bei Kindern und Eltern.
Der Ratgeber von Christiane Fügemann wendet sich in erster Linie an Eltern. Sie sollen hier anhand konkreter Beispiele einschätzen können, ob bei ihrem Kind die umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen, eben Dyspraxie, vorliegen könnte. Wichtig ist: Es darf keine „mentale Retardierung oder Intelligenzminderung“ vorliegen. Auch erworbene oder angeborene neurologische Störungen sollten nicht bereits diagnostiziert sein.
Das macht deutlich, warum die Diagnose so schwierig ist – es kann so viel sein, weil sich die Dyspraxie auf so vielen Gebieten äußert oder äußern kann. Darauf geht Christiane Fügemann ausführlich ein.
Ratgebercharakter
Als Ratgeber bietet das Buch Tipps für therapeutische Maßnahmen, verweist auf Selbsthilfegruppen und auf die Möglichkeit, einen Pflegegrad oder einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen – sehr praktische Tipps also.
Einen Musterbrief fürs Finanzamt finden Sie darin auch, denn die Aufwendungen für ein behindertes Kind sind steuerlich relevant.
Außerdem finden Sie am Ende eine Liste von weiterführender Literatur und von Websites, sehr umfassend dabei Dyspraxie-Online.
Das Bändchen ist eher nüchtern verfasst. Bietet die zuvor geschilderten Infos immer noch mal kompakt in Tabellenform. Christiane Fügemann ermächtigt Eltern, sich selber kundig zu machen und zu wissen, wo und wie sie Hilfe bekommen können.
Christiane Fügemann: Umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen, Dyspraxie. Informationen für Eltern, Ratgeber, 2021, ISBN: 9783754944936 und fürs E-Book: 9783754947142 – letzteres nur über E-Publi. (Dieser Link ist Werbung – ohne, dass an mich ein Cent fließt.)
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