Dornenjahre von Eva-Maria Bast

Dornenjahre von Eva-Maria Bast

Hier nun bringt Eva-Maria Bast die Geschichten um Sophie, Johanna und Luise zu Ende. Und wie die Zeitläufte, in die sie ihre Protagonistinnen gesetzt hat, erwarten lassen, sind es nicht unbedingt Happy Endings für die einzelnen Frauen.

Nach einer Einführung in die bisher erzählten Geschichten beginnt Eva-Maria Bast mit einem emotionalen Schwergewicht: Eine Tochter findet nach rund 70 Jahren ihre Mutter wieder. Die Mutter ist Susanne, die Tochter Johannas und ihre Erzählungen geben nun Aufschluss über vieles, was in dieser weit´verzweigten Familie geschehen ist. Melissa und Mia haben sie in Paris gefunden.

Auch in diesem Teil der Familiengeschichte spielen außer- und voreheliche Liebesbeziehungen wieder ein große Rolle; vor allem, weil es sich um verbotene Beziehungen handelt: Juden und polnische Zwangsarbeiter als Partner deutscher Frauen sind unter der Nazi-Diktatur streng verboten. Um ihre Tochter und ihre Enkelin zu retten, verfällt die praktische Johanna auf eine Idee, die das Geschick dreier Generationen bestimmen wird: Das Baby, das da ankommen soll, soll als ihres gelten. Deshalb versöhnt sie sich mit Sebastian, ihrem Mann. Der gehört der Bekennenden Kirche an und arbeitet gegen die Nazis. Doch die Trennung von Mutter und Tochter _ also Susanna und Melassa – dauert länger als gedacht: erst 2014 gibt es das o. e. Treffen …

Franziska, die jüngste Schwester Johannas  wird im Laufe der Geschichte als Drahtzieherin vieler, ich möchte sagen „Schurkenstreiche“ enttarnt (und ja, das ist die, die als alte Frau Mordanschläge verübt und Familiengeheminisse so halb lüftet). Ihr einziger weicher Punkt ist das Kind Melissa, angeblich ihre Nichte, tatsächlich aber ihre Großnichte.

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Auch die Befreiung von Paris kommt vor …
Luise hat sich in Ostpreußen ein neues Leben aufgebaut; der Krieg bringt ihr dann auch eine neue Liebe. Nur, Roman ist Pole, Zwangsarbeiter. Es ist also klar, dass mindestens eine der Protagonistinnen ins KZ muss, oder? So was fliegt ja immer auf. Übrigens taucht auch Irina wieder auf, die in Petrograd damals mit Luise und Johanna zusammentraf.

Sophie lebt zu Beginn der Handlung bereits einige Jahre mit Pierre in Paris – immer noch wird sie als Deutsche, als Feindin, wahrgenommen. Das wird mit den Nazis in Deutschland und den Flüchtlingen in Paris nicht besser. Erfüllung findet sie im Kampf gegen die Nazis und das Pétain-Regime. Sie und Pierre gehen mit einigen jungen Leuten (darunter auch ihr Neffe Robert, Susannes Bruder, als SS-Mann nach Paris gekommen) in den Untergrund der Résistance.

Susanne macht sich auf den Weg, Melissas Vater, den Sohn des Liebhabers ihrer Mutter (verwickelt, gelt?) zu finden – letztendlich schaffen sie es, nach Amerika zu kommen. Ihre Fluchtgefährten: Heinrich Mann und seine Frau Nelly 😉

Wie gewohnt hat Eva-Maria Bast einen richtigen Schmöker hingelegt – die ursprüngliche Krimihandlung ist verschwunden, aber Spannung gibt es immer noch reichlich. Ich gestehe, dass ich besonders um Roman gebangt habe – Luises wegen, die bereits zwei Männer an den Krieg verloren hatte. Überhaupt: Luise. Ihre Fluchtgeschichte ist mir aufgrund meiner Familiengeschichte auch noch mal nahe gegangen – ein paar Gedanken zum Verlust von Heimat habe ich hier festgehalten.

Eva-Maria Bast hat auch in diesem Band die historischen Ereignisse geschickt mit ihren Figuren verbunden, dass viele Bereiche der Naziherrschaft, der Résistance, der Flucht aus Ostpreußen und die alltäglichen Beeinträchtigungen deutlich werden. Sogar die Wolfskinder hat sie noch mit reingebracht. Das allerdings zählt zu den Elementen, bei denen sie meiner Meinung nach zu viele Themen noch unterbringen wollte (wenn ich es auch an dieser Stelle verstehen kann; Sophies Entwicklung ist mir da schon ein wenig de trop und auch Philippes Probleme … na ja). Insgesamt bin ich recht leicht wieder in die Geschichte hineingekommen – und habe den Roman zügig zu Ende gelesen.

Am Ende steht noch mal das Notizbuch im Vordergrund, das die Frauen der Familie 100 Jahre lang – 1914 bis 2014 – begleitet hat: Zita, die neue Besitzerin des Büchleins, notiert:

Heute beginnt eine neue Geschichte. (S. 338)

Wenn das mal kein Cliffhanger ist …

Eva-Maria Bast: Dornenjahre. Dritter Teil der Jahrhundert-Saga, Gmeiner Verlag, Meßkirch, 2016, ISBN: 9783839252048

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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