Zur Schlacht von Waterloo fällt mir als erstes der Satz ein „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen.“, den Lord Wellingon so oder ähnlich geäußert haben soll. Klaus-Jürgen Bremm geht in seiner Darstellung der Schlacht von Waterloo besonders den Versäumnissen aller Befehlshaber dieses Kriegs nach. Und ich muss sagen: Ich habe den Eindruck, dass ich mir da endlich ein Bild machen kann.
Das liegt u.a. anderem auch daran, dass der Autor erst einmal hingeht und die Voraussetzungen der Entscheidungsschlacht klärt:
- Welche Länder sind warum beteiligt?
- Was bedeuten die militärischen Begriffe wie Korps, Bataillon etc. und zwar was in welchem Heer?
- Welche Männer kämpfen da gegeneinander und warum – das betrifft die Befehlshaber genau so wie die einfachen Soldaten.
Dann folgt eine minutiöse Darstellung der Schlacht, die anhand des verständlichen Kartenmaterials tatsächlich nachvollziehbar wird. Gut, als militärhistorische unbeleckte Leserin muss ich einfach mal glauben, dass Klaus-Jürgen Bremm die zahlreichen Quellen sorgfältig auswertet und da keinen Blödsinn verfassst hat. In Anbetracht der Tatsache, dass schon bei Wikipedia der Ablauf der Schlacht nachzulesen ist, lässt mich da optimistisch sein, denn hier nicht sachkundig zu sein, kann sich ein Militärhistoirker nicht leisten.
Zurück zu Klaus-Jürgen Bremm und seiner Darstellung. Anhand der zuvor gelieferten Schilderung der Abläufe, geht er nun in die Analyse und versucht, die Fehlerquellen der drei Befehlshaber zu eruieren. Auch das „Nachleben“ von Waterloo ist ein Thema.
Insgesamt eine lebendige, gut lesbare Darstellung, die militärisches Interesse voraussetzt, aber die nötigen Kenntnisse mit vermittelt. Bei mir im Haushalt gibt es da schon wen, der sich besonders auf die genaue Schlachtdarstellung freut.
Lektoratsfehler rufen in mir ja immer eine erst mal eine Abwehhaltung hervor – wenn im historischen Vergleich Prinz Eugen von Savoyen einmal als „Sieger von Zenta“, seine Schlacht ein paar Seiten weiter als „Sieg von Senta“ vorkommen, habe ich Vorbehalte und umschleiche das Buch erst mal eine Weile misstrauisch – doch erfreulicherweise, war das einzige richtig große Schnitzer, den ich entdecken konnte. Was mich ein bisschen genervt hat war der immer wieder auftretende Korse – gut, ständig „Napoleon“ zu schreiben, entbehrt der Abwechslung; „der Kaiser“ geht nicht – aber „der Korse“, hm, ja. Seltener benutzt hätte mich das mehr erfreut.
Klaus-Jürgen Bremm: Die Schlacht. Waterloo 1815. Theiss Verlag, Darmstadt, 2015, ISBN: 9783806230413
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