Zur Schlacht von Waterloo fällt mir als erstes der Satz ein „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen.“, den Lord Wellingon so oder ähnlich geäußert haben soll. Klaus-Jürgen Bremm geht in seiner Darstellung der Schlacht von Waterloo besonders den Versäumnissen aller Befehlshaber dieses Kriegs nach. Und ich muss sagen: Ich habe den Eindruck, dass ich mir da endlich ein Bild machen kann.
Das liegt u.a. anderem auch daran, dass der Autor erst einmal hingeht und die Voraussetzungen der Entscheidungsschlacht klärt:
Welche Länder sind warum beteiligt?
Was bedeuten die militärischen Begriffe wie Korps, Bataillon etc. und zwar was in welchem Heer?
Welche Männer kämpfen da gegeneinander und warum – das betrifft die Befehlshaber genau so wie die einfachen Soldaten.
Dann folgt eine minutiöse Darstellung der Schlacht, die anhand des verständlichen Kartenmaterials tatsächlich nachvollziehbar wird. Gut, als militärhistorische unbeleckte Leserin muss ich einfach mal glauben, dass Klaus-Jürgen Bremm die zahlreichen Quellen sorgfältig auswertet und da keinen Blödsinn verfassst hat. In Anbetracht der Tatsache, dass schon bei Wikipediader Ablauf der Schlacht nachzulesen ist, lässt mich da optimistisch sein, denn hier nicht sachkundig zu sein, kann sich ein Militärhistoirker nicht leisten.
In dem „narrative poem“ „The wars of Wellington“ von 1819 gibt es diese Illustration, die ein Treffen zwischen Wellington und Blücher während der Schlacht von „Belle Alliance“ zeigt – „Waterloo“ war da noch in Konkurrenz zu anderen Bezeichnungen.Spannend find ich auch den Abschnitt, in dem Klaus-Jürgen Bremm die unterschiedliche Rezeption der Schlacht in den beteiligten Ländern beleuchtet. Dass Großbritannien da eine ganz eigene Hagiographie pflegt, kann ich als Georgette-Heyer-Leserin nur bestätigen. Und endlich, anhand von Karten und Beschreibung, kann ich mir vorstellen, was da im Garten von Gut Goumont passiert ist, denn das ist eine der intensiv beschriebenen Szenen in „Barbara und die Schlacht von Waterloo„; natürlich geht es Georgette Heyer v. a. um die Liebeswirren, aber da sie ja eigentlich „richtige“ historische Romane schreiben wollte, hat sie sich in den Stoff so richtig reingekniet und hatte sich wirklich Kenntnisse angeeignet – das ist z. B. auch bei „Die spanische Braut“ zu sehen – da geht es um Wellingtons Verdienste auf der iberischen Halbinsel. Noch eine kurze Anmerkung zur „Schlacht von Belle Alliance“, wie sie in Preußen lange hieß, aus der Sicht einer kitschresistenten Leserin: In „Die Liebe des Ulanen“ von Karl May, gibt es einen Band: „Napoleons letzte Liebe„, in der diese Schlacht ebenfalls eine große Rolle spielt.
Zurück zu Klaus-Jürgen Bremm und seiner Darstellung. Anhand der zuvor gelieferten Schilderung der Abläufe, geht er nun in die Analyse und versucht, die Fehlerquellen der drei Befehlshaber zu eruieren. Auch das „Nachleben“ von Waterloo ist ein Thema.
Insgesamt eine lebendige, gut lesbare Darstellung, die militärisches Interesse voraussetzt, aber die nötigen Kenntnisse mit vermittelt. Bei mir im Haushalt gibt es da schon wen, der sich besonders auf die genaue Schlachtdarstellung freut.
Lektoratsfehlerrufen in mir ja immer eine erst mal eine Abwehhaltung hervor – wenn im historischen Vergleich Prinz Eugen von Savoyen einmal als „Sieger von Zenta“, seine Schlacht ein paar Seiten weiter als „Sieg von Senta“ vorkommen, habe ich Vorbehalte und umschleiche das Buch erst mal eine Weile misstrauisch – doch erfreulicherweise, war das einzige richtig große Schnitzer, den ich entdecken konnte. Was mich ein bisschen genervt hat war der immer wieder auftretende Korse – gut, ständig „Napoleon“ zu schreiben, entbehrt der Abwechslung; „der Kaiser“ geht nicht – aber „der Korse“, hm, ja. Seltener benutzt hätte mich das mehr erfreut.
Erschreckend, dass hier in Köln zu Zeiten der Reformation Menschen ihrer Überzeugung wegen hingerichtet wurden. Klaus Schmidt schildert in den ersten Abschnitten seines Buches diese eher dunkle Zeit des Protestantismus in Köln anhand kurzer, prägnanter…
Was mir als erstes auffiel: Der Ton, in dem Klaus Modick Stimmungen schildert - leicht an Rilke erinnernd. Und das hat mir gefallen, denn wie ich schon mal schrieb: Ich mag Rilke. Zwei Aber gegenüber…
Das behaupte ich jetzt mal so. Und vielleicht ist es Ihnen auch schon aufgefallen, dass es bei 80% meiner Rezensionen ein "Mehr" gibt, in der Regel Links zu Wikipdia-Artikeln Autorinnen-Seiten Verlagsseiten weiteren Informationen zu im…
Fast ohne Text, ein Buch zum Abtauchen: Fotos von Philipp Plisson (sechs davon sind auch von Guillaume Plisson, seinem Sohn) und alle zu einem Thema (Überraschung!): Das Meer. Ein opulenter Bildband mit Fotografien, die einfach nur…
Lust aufs Lesen machen ja nicht nur die vielen tollen Romane, Lyrikbände und Jugendbücher, sondern auch manche Sachbücher. Zu solchen habe ich bei Profi-Wissen auch schon einige Rezensionen veröffentlicht. Die will ich Ihnen nicht vorenthalten…
Klaus Modick schildert das Leben von Eduard Graf von Keyserling - eine poetische Schilderung, die Lücken im real bekannten Lebenslauf des Dichters gekonnt füllt.
Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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