Andrea Camilleri erzählt in dem schmalen Band, wie er in der Anmerkung am Schluss berichtet, eine Geschichte aus seinem eigenen Familienumfeld – so eine Geschichte, die, weil sie eine gute Geschichte ist, immer weiter erzählt wird und wo der Wahrheitsgehalt nicht sooo wichtig ist.
Worum es geht? Um eine kleine Münze aus der griechischen Epoche auf Sizilien, eine besondere Münze wohlgemerkt, von der nur eine geringe Auflage geprägt wurde. Nachdem Andrea Camilleri die Ausgangssituation von 406 v. Chr. – die Eroberung von Akragas durch die Karthager – geschildert hat, springt er im zweiten Kapitel ins frühe 20. Jahrhundert: 1909. Ein Bauer findet eine kleine goldene Münze und will sie dem Arzt schenken, der ihn davor bewahrt hat, sein Bein zu verllieren, denn der Arzt ist als Numismatiker bekannt. Und er ist so beschlagen in seinem Hobby, dass er beim Anbllick der Münze vom Pferd fällt und sich das Bein bricht. Nachdem Andrea Camilleri in einem eigenen Kapitel die Geschichte der Schwestermünze im Zusammenhang mit dem Erdbeben von Messina 1908 erzählt hat, geht die Geschichte um die kleine Akragas in Vigata auf tragische Weise weiter: Beim Sturz vom Pferd verschwand die Münze, der Bauer, der sie dem Arzt schenken wollte, wird von diesem ermordet aufgefunden – und wo um alles in der Welt ist die Münze?
Auf nur 120 Seiten entfaltet Andrea Camilleri einen kleinen Kosmos in einer sizilianischen Kleinstadt – und führt sie zu einem überraschenden Schluss, denn nicht nur der Arzt, sondern auch der italienische Königt ist ein begeisterter Numismatiker.
Andrea Camilleri erzählt im Präsenz, einfach, so wie eine solche Geschichte wohl auch im Familienkreis erzählt würde. Er hat dem Skelett der Familienüberlieferung aber jede Menge Fleisch, Sehnen, Haut und Muskeln mitgegeben, so dass sie nun über diese Ursprungsituation hinaus interessant ist. Ein nettes kleines Buch für einen Lesenachmittag – ein bisschen sizilianische Geschichte, ein bisschen Spannung …
Damit ich als Leserin auch weiß, wie diese Münze nun aussieht, gibt es am Anfang Abbildungen der Vorder- und Rückseite.
Andrea Camilleri: Die Münze von Akragas, übersetzt von Annette Kopetzki, Nagel & Kimche Velag, München, 2012, ISBN: 3798312004959
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