Seit einiger Zeit lese ich Lieblingsmärchen meiner Kindheit bei Youtube ein. Sie finden sie auch hier in der Hörbar.
Angefangen hat es mit der Live-Lesung im November – anstelle der echten Lesung in der Versöhnungskirche. Denn die fiel wegen Lockdown aus. Thema waren die helfenden Tiere.
Zur Vorbereitung hatte ich meine alten Märchenbücher mal wieder etwas intensiver angeguckt und durchgeblättert. Und festgestellt, dass ich viele Lieblingsmärchen hatte – immer mal wechselnd.
Erst dachte ich: Schau an, helfende Tiere waren Dein Thema. Dann: Ach nee, die Märchen mit den total Begabten und denen, die tolle Künste erlernt haben, die waren’s. Noch weiter geblättert: Okay, Feen und Hexen sind offensichtlich nicht so meins. Aber was war mit der Phase, als ich „Jorinde und Joringel“ und „Rapunzel“ immer wieder gelesen habe … Fast konstant ist meine Vorliebe für die langen Märchen geblieben.
Die Lieblingsmärchen meiner Kindheit haben also immer mal gewechselt. Und so ist auf Youtube eine bunte Mischung an Märchen zusammengekommen. Aller Wahrscheinlichkeit nach, wird sie auch noch wachsen.
Auf jeden Fall hatte ich tolle Märchenbücher!
Und zwei völlig unterschiedliche will ich Ihnen heute zeigen.
Ich habe sehr viele Kinder- und Märchenbücher aus der DDR bekommen. Das „beste“ davon war das mit den Grimmschen Märchen in einer wundervollen Ausgabe, die sogar Preise gewonnen hat. Auffällig ist nach mehr als 40 Jahren, dass gerade dieses Buch mit besserem Papier hergestellt worden ist, als die anderen – es ist auch heute noch weiß; die anderen Bücher sind stärker vergilbt.
Von ganz anderer Papierqualität ist mein anderes Schätzchen – kein Wunder: Es ist aus der Kriegszeit. Copyright 1939 und meine Auflage bietet das „531.-639. Tausend“.
Bei uns im Haus wohnte ein älteres Ehepaar, das mich immer mal betreut hat, als ich klein war. Eines Tages lag dieses Buch vor unserer Tür.
Ich war in der zweiten Klasse. Ich ging nach oben, um mich zu bedanken – und meinte, das könne ich doch gar nicht lesen. Da hielt mir der Nachbar die Tageszeitung vor die Nase und fragte nach dem Namen. „Leverkusener Anzeiger“, sagte ich (nun wissen, Sie, wo ich herkomme 😉 ). Wenn ich das lesen könne, dann könne ich auch das Märchenbuch lesen. Punkt. Da hab ich mich also hingehockt und mehrmals täglich das Märchen von Sneewittchen gelesen – das kannte ich gut und hab mir so die Buchstaben in Fraktur erschlossen.
Es ist eine bunte Mischung von Märchen, großenteils von den Grimms, aber auch Hauff ist dabei oder Arndt. Da bei „Zwerg Nase“ „nach Hauff“ steht, habe ich mich für die Lesung für die Originalversion entschieden.
„Der arme Müllerbursch und das Kätzchen“ gehörte schon allein des Bildes wegen zu den Lieblingsmärchen meiner Kindheit …
Die Bilder waren übrigens „Zigarettenbildchen“; sie lagen Zigarettenpackungen bei und man konnte sie sammeln und einkleben. Sie sind von Paul Hey, und hätten meine Vorstellung von Märchenillustrationen prägen könne – hätte ich nicht das Grimm-Buch als Antidot 😉 gehabt
Ich habe das Buch schon sehr früh sehr geliebt:
Fraktur zu lesen, hat mir nach dieser intensiven Übephase nie mehr Probleme bereitet. Wenngleich ich zugeben muss, dass ich bei dem „Lang-s“ „ſ“ am Anfang eines Wortes oder einer Silbe innerlich immer ein bisschen lispele …
Wie sieht es mit Lieblingsmärchen bei Ihnen aus? Welche mögen Sie besonders? Vielleicht treffen sich ja unsere Geschmäcker. Oder ich lerne neue Märchen kennen 😊
Ach, übrigens: Ich hatte eine ganze Reihe weiterer Märchenbücher. Dazu komme ich dann ein anderes Mal.
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