Die letzten Tage von Stefan Zweig von Sorel und Seksik

Die letzten Tage von Stefan Zweig von Sorel und Seksik

Wie das so ist: Da hab ich mich am Indie-Book-Day gefreut, dieses Buch über Stefan Zweig endlich gekauft zu haben – und dann dauert es bis zur Rezension ewig … Dafür aber dann gleich als Buch des Monats in der Blogparade „12 Bücher in 12 Monaten“ 😉

Eine Graphic Novel ist für mich was Neues – der Ablauf der letzten Tage von Stefan Zweig dagegen ist mir bekannt. So gesehen eine gute Ausgangsposition, um mit einem bekannten Thema ein unbekanntes Genre zu erkunden.

Stefan Zweigs letzte Lebenszeit war überschattet von seiner Sicht auf die Zukunft Euorpas. Im Nazi-Regime sah er den größten Feind von Humanität und Bildung. Der Krieg mit seinen Siegen der Nazis ängstigte ihn – eine dauerhafte Herrschaft der Nazis schien ihm möglich.  Deshalb verließ er Europa und ging nach Brasilien. Doch die Zeitläufte schürten seine Angst – er sah nur Siege der Nazi-Heere, sein Europa ging unter. Am Ende stand sein Freitod, zusammen mit Lotte, seiner zweiten Frau.

Laurent Seksik hat diese Erfahrungen in Worte gefasst – stark komprimiert und sehr emotional. Alles findet im Gespräch statt – es gibt keine erklärenden Kästen in den Bildern. Die Bilder von Guillaume Sorel zeigen von Anfang an die Verzweiflung Zweigs. Rückblicke in Form von Bildern zu

  • der Bücherverbrennung mit Titeln von Zweig
  • Erzählungen anderer zur Deportation
  • Zeitungsseiten und Fotos von Freunden

illustrieren die Basis für Stefan Zweigs Gemütslage.

Die sepiafarben dominierten Zeichnungen sind auch bei den positiven Erinnerungen traurig. Ein berührendes Werk.

Ganz besonders die Szene, in der Lotte ihren Jammer ausspricht gegenüber der Haushaltshilfe, die kein Wort Deutsch kann – hier hat sie die Möglichkeit, darüber zu sprechen, das loszuwerden, was sie niederdrückt: Sie ist noch jung, gerade 30, und wird sterben:

„Hilf mir! Der Mensch, den ich liebe, hat mich ans Ende der Welt geführt; er wird mich mitnehmen in den Abgrund.“ (S. 79)

Rosaria kann ihr nicht helfen …

Laurent Seksik und Guillaume Sorel: Die letzten Tage von Stefan Zweig, aus dem Französischen von Edmund Jacoby, Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin, 2012, ISBN: 9783941787780

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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