Die Katze, die … von Lilian Jackson Braun

Die Katze, die … von Lilian Jackson Braun

So sah es vor einiger Zeit in unserem Bücherschrank im Veedel aus – eine ganze Reihe Bücher von Lilian Jackson Braun:

Regalbrett in einem Bücherschank - eine Reihe Bücher mit dunklem Rücken, und farbigen Elementen darauf - Schrift, Streifen oben und ein Bild, das zum Titel passt - viel Balu, aber auch gelb, rosa und orange - jeder Band eine eigene Farbe
Alle Titel mit „Die Katze, die …“ – und immer Doppelausgaben. Foto: Heike Baller

Ich dachte erst an eine Kinderbuchreihe und nahm ein Exemplar mit nach Hause.

Was schreibt Lilian Jackson Braun?

Genauer müsste es heißen „Was schrieb …“, denn die Bücher von Lilian Jackson Braun sind schon was älter. Ich habe es tatsächlich geschafft, den ersten Band zu erwischen – „Die Katze, die rückwärts lesen konnte“ – und der ist im Original von 1966. Der zweite Band ist ein Jahr jünger.

Aber zur Geschichte: Ein abgeranzter Journalist, James Qwilleran, genannt Jim oder Qwill, kommt in eine – fiktive – Großstadt und heuert beim Lokalblatt an. Dort bekommt er das Kulturressort; früher war er u. a. auch Polizeireporter – eine echte Abwechlsung … Zum Kulturressort gehört auch der Kunstkritiker George Bonifield Mountclemens III (GBM), der nie in der Redaktion aufschlägt, sondern seine Verrisse als Tonaufnahme schickt. Diktiergerät!

Qwilleran lernt ziemlich schnell einige Künstler und Künsterlerinnen sowie deren Partner_innen und auch mindestens einen Galeristen kennen – ein buntes Trüppchen; niemand gönnt den anderen die Butter auf dem Brot und je nachdem wie der Kritiker die einzelnen Werke rezensiert, sind sie mehr oder weniger gut auf ihn zu sprechen.

Jim Qwilleran lernt diesen Exzentriker und seinen Siamkater Kao K’o Kung bei einem traulichen Abendessen kennen. Ergebnis des Abends: Er bezieht die eine der beiden Erdgeschosswohnungen, die in dem altertümlichen Haus leer stehen – und übernimmt in Abwesenheit des Hausherrn die Versorgung des Katers. Mit dem freundet er sich richtig an – und verkürzt den Namen auf Koko. Koko ist ein überaus intelligentes und kommunikatives Tier. Siamkatzen können ja sehr viel plappern … Doch Koko kann auch lesen – wenn die Zeitung kommt, bekommt er sie als erster vorgelegt und zeichnet dann die Buchstaben mit der Nase nach – von rechts nach links, deshalb der Titel (der übrigens im Original genauso lautet …).

Die beiden Freunde verbindet etwas: Der Schnurrbart. Qwill hat einen sehr buschigen und auffälligen, der – und das ist eben wie bei der Katze – ein Eigenleben zu führen scheint; er sträubt sich, oder richtet sich erwartungsfroh auf, er ziept oder legt sich flach an. Qwill nimmt diese Wahrnehmungen ernst.

Hele Siamkatze auf einem hellen flauschigen Podest. Guckt mit blauen Augen direkt an der Kamera vorbei
So guckt Koko auch manchmal. Karin Langner-Bahmann, upload von Martin Bahmann, Siam lilacpoint, CC BY-SA 3.0

Dann geschieht ein Mord. Ein Galerist wird erstochen aufgefunden.

Lilian Jackson Braun lässt nun eine relativ normale Krimihandlung ablaufen – doch involviert sind eben Qwill und Koko. Auch Kokos Herrchen wird tot aufgefunden. Und Koko führt Qwill zu interessanten Stellen in dessen Haus und Wohnung – kurz und gut: Das ungewöhnliche Team löst die Fälle. Und dabei macht die Katze nichts wirklich „Unkätzisches“ – der Unterschied liegt liegt in der Wahrnehmnung von Qwill – und von GBM zuvor.

Der zweite Band in diesem Sammelband ist ähnlich aufgebaut – allerdings wechselt Qwill den Fachbereich …

Wie schreibt Lilian Jackson Braun?

Unterhaltsam. Ich mag besonders die Stellen, in denen Qwills Schnurrbart eine Rolle spielt:

Qwillerans zuckender Schnurrbart brachte zum Ausdruck „Wer zum Teufel will schon ein nettes, sauberes Ressort“ …

S. 8

Qwillerans Schnurrbart vibrierte vor Freude.

S. 108

Und dann begann sein Schnurrbart zu prickeln, und er hatte das sonderbare Gefühl, dass der Kater mehr wußte als er.

S. 193

Nein, es ist vielleicht keine große Literatur – aber eine nette Lektüre mit dem speziellen Twist von Kater und Mann, die gemeinsam Lösungen finden.

Was ist Lilian Jackson Braun für eine Autorin?

Ich hatte von der Autorin noch nie gehört. Sie vielleicht? Ausgeschlossen ist das ja nicht, denn die vielen Bände im Bücherschrank sind eine Buchclub-Ausgabe aus den 90ern.

Die Autorin ist aber schon eine Besonderheit – eine Art One-Hit-Wunder.

Ja klar, sie hat viele Bücher geschrieben – Wikipedia verzeichnet 30 Titel. Aber alle gehören zu derselben Reihe um „Die Katze, die …“ Und auch bei der englischsprachigen Wikipedia gibt es höchstens noch zwei Kurzgeschichten um – dieselbe Katze …

Zwischen den Bänden 1 bis 3 und den nachfolgenden gibt es jedoch 19 Jahre, in denen nichts erschien. Lilian Jackson Braun war mit ihren Krimis sehr erfolgreich.

Tja, ich hab sie erst jetzt kennengelernt … Nette Bekanntschaft 😉

Lilian Jackson Braun: Die Katze, die rückwärts lesen konnte und Die Katze, die in den Ohrensessel biss, übersetzt von Christine Pavesicz, Lizenzausgabe der RM Buch und Medien Vertrieb GMbH, Rechte bei Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1991 und 1995.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

Bisher gibt es noch keine Kommentare

Einen Kommentar hinterlassen