Inhalt des Beitrags
In „Der Mann der zweimal starb“ lässt Richard Osman wieder seine bewährte Truppe aus Senior*innen und Ortspolizei ran – und außerdem spielt der Geheimdienst MI5 eine Rolle.
Warum „Der Mann, der zweimal starb“?
Ein Auftakt zum Buch ist eine Nachricht an Elizabeth – die ehemalige Geheimdienstmitarbeiterin. Ein harmlos klingendes Briefchen, in dem ein alter Bekannter um ein Treffen bittet. Er wohne jetzt auch in Coopers Chase usw. Nur – der Name ist der eines Mannes, den Eizabeth vor Jahren tot aus der Themse geborgen hat.
Zumindest offiziell.
Denn inoffiziell gab es den Menschen nie. Eine Fake-Persönlichkeit, um in Geheimdienstkreisen Informationen zu verschieben – als sie nicht mehr gebraucht wird, gibt ein anonymer Toter die perfekte Wasserleiche ab.
Nun – es wird Sie nicht überraschen: Der Mann, den sie dann tatsächlich trifft, ist ebenfalls beim MI5 – noch immer.
Er hat nur ein Problem. Bei einem Überwachungseinbruch bei einem dringend verdächtigen, superreichen, na sagen wir mal Hehler, hat Douglas Diamanten im Wert von 20 Millionen mitgehen lassen. Deshalb Coopers Chase. Zusammen mit einer jungen, dienstbeflissenen MI5-Mitarbeiterein, die neben seiner Bewachung im Service im Speisesaal dilettiert.
Worum geht es sonst noch?
Der andere Auftakt ist auf andere Weise bedrohlich. Der Psychiater Ibrahim, ein anderes Mitglied im Donnerstagmordclub, wird bei einem Ausflug nach Fairhaven – der nächstgelegenen Stadt zu Coopers Chase – von Jugendlichen überfallen, zusammengeschlagen und schwer verletzt. Um seines Handys willen … Das wirft den fast 80-Jährigen in seiner Absicht, sich mehr ins Leben rauszuwagen, ganz ordentlich zurück. Und die anderen Clubmitglieder sinnen auf Rache an dem Jugendlichen.
Einen dritten Auftakt gibt es auch: Donna De Freitas und Chris Hudson, die beiden Polizeibeamt*innen, die mit dem Donnerstagmordclub schon im ersten Fall kooperierten, sollen die „neue“ Drogendealerin von Fairhaven observieren. Nur: Die observiert ihrerseits alle Polizist*innen und lässt sie das mit Genuss wissen.
Richard Osman verflicht alle Stränge elegant miteinander. Neben den genannten Personen ist auch Bogdan wieder mit von der Partie. Und Steven, Elizabeths dementer Mann, ist für manche Überraschung gut.
Auch in diesem Fall sind die Toten nicht gerade rar gesät – Richard Osman baut mehrere gekonnte Showdowns ein. Am Ende gibt es dann eine durchaus überraschende Lösung.
Ach ja, privat tut sich zumindest bei Chris Hudson ebenfalls einiges. Nicht unbedingt zur großen Freude von Donna.
Wie erzählt Richard Osman?
Gekonnt. Genau wie im ersten Band erfreut mich direkt am Anfang eine Formulierung:
„Wozu macht jemand mit zweiundachtzig eine Diät?“, fragte Joyce. „Was kann ein Hotdog dir denn schon tun? Dich umbringen? Da muss er sich hinten anstellen.“
S. 11
Diese Diskussionen rund um die Endlichkeit sind bei einer Truppe mit einem Durchschnittsalter von 70 unvermeidbar, wenn man das Leben bewusst lebt – aber sie diskutieren das mit Humor und Lebensfreude.
Einen kleinen Spoiler kann ich Ihnen jetzt nicht ersparen – aber es geht wirklich nur um das Verhältnis bestimmter Personen untereinander. Elizabeth sucht den geheimnisvollen Briefschreiber auf, sie stellen fest, dass sie sich von früher kennen, diskutieren alte Fälle und sein neues Problem. Das Kapitel endet:
„Ich fange am besten am Anfang an“, sagt der Mann.
„Ja, bitte tu das doch, Douglas.“ Elizabeth nimmt einen großen Schluck Wein. „Als Ehemann warst du furchtbar, aber Geschichten konntest du schon immer erzählen.“
S. 36
Ich mag das.
Richard Osman setzt solche Mittel gekonnt und sparsam ein – so wird es keine Marotte und kann erfreuen.
Auch dieser zweite Band von Richard Osmans Reihe um seinen Donnerstagmordclub hat mir gut gefallen. Vor allem, weil nicht nur die Todesfälle, Überfälle und Morde im Mittelpunkt stehen, sondern die Figuren mit ihren Marotten, Sorgen und Ängsten.
Ich habe ja bei Serien immer ein wenig Sorge, ob sie halten,w as dder erste Band verspricht. Der zweite Band zuminest hält das Niveau. Ein dritter Band ist auf Englisch bereits erschienen …
Richard Osman: Der Mann, der zweimal starb, übersetzt von Sabine Roth, List Verlag, Berlin, 2022, ISBN: 9783471360132
Mina
23. Oktober 2022 at 9:38Krimis sind perfekt in der aktuellen Jahreszeit;)
VG
Mina