Wie dieser kleine Vogel schon aus dem Cover guckt – ich weiß ja nicht, ob Donna Tartt da mit eingebunden war (im Original ist das Cover identisch!), es ist auf jeden Fall ein sehr ansprechendes, vielversprechendes Motiv. Und Donna Tartt hält das Versprechen.
Worum es geht? Um Theo Decker und seine Entwicklung. Der kleine Distelfink, das Bild von Carel Fabritius, dessen Bild dem Buch den Titel gab und das Theo einen großen Teil der zehn Jahre begleiten wird, seit es in seinen Besitz kam, ist vorne im Buch noch mal abgedruckt, so dass ich immer, wenn von ihm die Rede war, dahin blättern konnte, um ihn mir noch mal anzuschauen, um die Details, die Donna Tartt uns über Theo, seine Mutter Audrey und andere vermittelt, die sich mit dem Gemälde befassen, nachzuvollziehen.
Da ist er nun, der titelgebende Distelfink.Theo schaut als Mittzwanziger zurück auf sein Leben. Und zwar mit präzisem, detailreichem Erinnerungsvermögen. Obwohl er ja am Anfang der Erzählung schon erwähnt, dass es um den Tag geht, an dem er seine Muter verlor, vermag Donna Tartt die Empfindungen eines im Schockzustand befindlichen Dreizehnjährigen so zu schildern, dass ich zusammen mit Theo auf das Wunder gehofft habe, seine Mutter möchte doch noch auftauchen. Und so geht es weiter – seien es Drogenerfahrungen, sei es der Frust seines Lebens bei seinem unzuverlässigen Vater – ich bekomme hier eine wirklich beenduckende Ich-Perspektive geboten.
Weitausholend im Gestus, kleinteilig und präzise in den Details – das ist ein Buch zum Eintauchen. Mag es auch merkwürdig erscheinen, von außen betrachtet, dass Theo den Verlust des Gemäldes – ja, Spannung und Krimielemente enthät dieser Entwicklungsroman auch! – eben nicht gepürt hat: Im Buch selber ist erst einmal alles völlig stimmig, weil die Haltung, der Erzählton, das suggeriert.
Donna Tartt schreibt nicht viele Bücher – alle zehn Jahre mal eins. Ihr ersten beide kenne ich – noch – nicht; der Eindruck vom Distelfink ist jedenfalls so, dass ich dieses Versäumnis gerne mal nachhole.
Donna Tartt: Der Distelfink, übersetzt von Rainer Schmidt und Kristian Lutze, Goldmann Verlag, München, 2013, ISBN: 9783442312399
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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