Das Kind in mir will achtsam morden von Karsten Dusse

„Achtsam morden“ von Karsten Dusse war offensichtlich nicht nur ein Debut, sondern der Auftakt zu einer Serie. In den Buchläden liegt bereits die dritte Folge, doch ich hab mir erst mal die zweite besorgt. Denn wie das mit Serien so ist – manchmal schwächeln sie nach gutem Start.

Was erzählt Karsten Dusse?

Ich bekomme einen weiteren Einblick in das Leben von Björn Diemel. Seine Tochter hat nun einen Kindergartenplatz – im selben Haus wie seine Wohnung. Er hat einen begnadeten Kindergartenleiter eingestellt, einen, der seine Verstrickungen in die Mafia kennt – er hatte selbst damit zu tun – und von seinen Morden weiß. Doch damit ist nun Schluss!

Im Prolog wird die neue mordfreie Einstellung schon deutlich: Der Konkurrent Dragans, Boris, soll nicht sterben. Nicht durch Björn. Aber auf freien Fuß darf er auch nicht kommen. Und so hockt er nun im Keller unter dem Kindergarten.

Obwohl Björn beschlossen hat, nicht mehr zu morden, sieht er sich am Anfang des Buches  mit einem durch ihn verursachten Tod konfrontiert. Grund genug, seinen Achtsamkeitscoach wieder aufzusuchen. Der macht ihn nun mit einem bisher unbeobachteten Mitbewohner aufmerksam, der allerdings in Björns Leben eine große Rolle spielt: sein inneres Kind. Mit dem tritt Björn nun liebevoll und achtsam in Kontakt.

Karsten Dusse führt nach und nach das Personal ein, das mit dem Kindergarten verknüpft ist – Elternratsmitglieder, Jahrespraktikantin, Eltern und andere Verwandte der Kinder in der Kita. Natürlich gibt es Überschneidungen zwischen Björns verschiedenen Lebensbereichen – auch die Kita ist nicht so ganz mafiafrei …

Ach so, dann ist da noch Katharina, seine Frau, in einer eigenen Wohnung, die ihm im Laufe des Buches verschiedenste Vorwürfe macht.

Wie erzählt Karsten Dusse?

Auch wenn ich erst ein Buch von ihm gelesen habe: Gewohnt humorvoll und witzig und dabei immer mit einem ernsten Blick in Richtung Achtsamkeit und innerem Kind. Er schafft es auch hier, das Anliegen der Achtsamkeit nicht nur für Klamauk zu nutzen, sondern die Chancen, die sie bietet trotz des inhaltlichen Umfelds verständlich zu machen.

Ein Satz, den ich mir markiert habe:

Herr Breitner nahm in aller Ruhe einen weiteren Schluck  von seinem Tee. Als spiele es keine Rolle, dass sich dadurch wertvolle Sekunden der Zukunft in Gegenwart auflösten.

S. 78

Das Konzept „Achtsamkeit trifft Mafia und Gewaltverbrechen“ ist hier variiert zu „Achtsamkeit gegenüber dem inneren Kind trifft auf Erpressung“ – auch eine hübsche Kombination mit viel Platz für witzige weil inkongruente Überschneidungen verschiedener Lebensbereiche.

Ich kann also auch den zweiten Band der Reihe rund um Björn Diemel empfehlen.

Und: Offensichtlich war ich nicht die einzige, die wegen des fehlenden Korrektorats beim letzten Mal gemosert hat: Hier sind viel viel weniger Fehler drin. Danke. Es erleichtert das Lesen ungemein!

Karsten Dusse: Das Kind in mir will achtsam morden, Wilhelm Heyne Verlag, München, 2020, ISBN: 9783453424449

Die Stadtbibliothek Köln hält den Band als E-Book, Buch und Hörbuch vor.