Albert lebt in seinem Amt. Wortwörtlich. Nach Feierabend begibt er sich in seinen Raum unten im Archiv, um Wäsche zu waschen und zu bügeln und Fernsehen zu schauen. In der Kantinenküche bereitet er sich sein Abendessen zu. Für Bewegung sorgen regemäßige Spaziergänge durch die weitläufigen Flure und Treppenhäuser. Frühstück bekommt er auch regelmäßig, denn er geht jeden Morgen in einem anderen Büro Geburtstag feiern – an manchen Tage kann er sogar wählen.
Als Beamter ist er einfach nur vorbildlich. Sein Eingangskorb ist spätestens zum Feierabend zuverlässig leer, seine Aktenordnerschränke sind mit beispielhaftem System sortiert, er kennt alle Formulare.
Seine Mitmenschen im Amt nehmen nur einen grauen Mann wahr, der sich scheinbar nicht verändert. Er selbst sieht von ihnen nur ihr berufliches Ich. Als Kummer des Kantinenkochs das Essen ungenießbar werden lässt, schreitet Albert ein …
Albert ist glücklich in seinem Amt. Im Amt für Verwaltungsangelgeneheiten… Bis der eine Antrag kommt. Ein Antrag, den er nicht kennt. Ein unbekanntes, nicht einzuordnendes Formular. Ein Antrag, der nichts beantragt. Um der Sache nachzugehen, verlässt Albert das Amt – zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren.
Es kommt, was kommen musss. Alberts Leben verändert sich. Schlagartig und unumkehrbar. Der graue Mann vom Amt gewinnt dem Leben Farbe ab. Seine Kenntnis aller Amtsvorgänge in allen nur denkbaren Ämtern wird sein Werkzeug. Damit gerät nicht nur sein Leben aus den Fugen, sondern auch sein Amt.
Die ungewöhnliche Ausgangslage dieses Romans von Andreas Izquierdo entwickelt sich auf charmante Weise weiter – teils vorhersehbar (die Liebe!), teils nicht (lassen Sie sich überraschen 😉 ) Izquierdo schildert seinen seltsamen Helden und sein Biotop detailreich und liebevoll. Dazu kommt ein Schuss Ironie. Die übrigens Albert selber eignet – so trocken wie er aussieht, war er auch vor dem Antrag nicht.
Ein gut zu lesender Roman mit einer Geschichte, die gefangen nimmt – und das an einem solchen Haupthandlungsort, dem Amt für Verwaltungsangelegenheiten. Gekonnt!
Achja: Alberts Nachname? Glück, natürlich 😉
Andreas Izquierdo: Das Glücksbüro, DuMont, Köln, 2013, ISBN: 9783832162252
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