Das geheime Leben in der Stadt von Hanna Bjøgaas

Das geheime Leben in der Stadt von Hanna Bjøgaas

Erst einmal hat mich das Buch von Hanna Bjøgaas überrascht: Wenn es um „urbane Wildnis“ geht, erwarte ich keine Pinguine in der Antarktis.

Doch ein Erlebnis genau dort hat die Autorin veranlasst, sich die Wildnis in der Stadt anzuschauen.

Was berichtet Hanna Bjøgaas?

In neun Kapiteln, nach Jahreszeit geordnet, berichtet sie von den Beobachtungen, die sie in städtischer Wildnis macht. Dabei bleibt sie aber nicht stehen. Als Biologin interessiert sie mehr als das, was sie „einfach so“ sehen kann.  Also sucht sie Spezialisten auf, nimmt an Kursen teil – und nimmt mich als Leserin mit. Krähen, Ameisen, Amseln und Linden gehören zu den Arten, denen sie nachspürt.

Ihre Sprache ist dabei sehr bildhaft und konkret – ich kann ihr gut folgen, ihre Eindrücke nachvollziehen.

Und was habe ich gelernt?

Am meisten hat mich beeindruckt, dass die Fähigkeit von Amseln, verschiedenste Geräusche nachzuahmen, einen echten Mehrwert für die Tiere hat. Je mehr ungewöhnliche Geräusche und Melodien eine Amsel nachahmen kann, desto attraktiver: Sie hat Lebenserfahrung, ist rumgekommen – es entspricht, wie Hanna Bjøgaas sagt, einem „Äquivalent eines inhaltsreichen Instagram-Kontos in der Vogelwelt, inklusive der Bilder, wo der Vogel gewesen ist.“ (S. 68).

Wie ist das Buch gestaltet?

Da war ich erst einmal enttäuscht, denn in der Buchvorstellung war von Aquarellbildern die Rede – beim ersten Durchblättern habe ich das aber nur ab und was gesehen. Ich hatte so eine Vorstellung von Illustrationen mitten im Text.

Buchcover des Buchs von Hanna Bjøgaas - zeigt den Titel in ornge udn roter Schrift, über ein Aquarell gelegt mit einer Möwe, die in der Luft schwebt. Unten dann farbige breite Pinselsstriche .
Schon das Cover zeigt ein Aquarell von Hanna Bjøgaas – aber die im Buch sind noch schöner, finde ich …

Es ist so: Die einzelnen Kapitel beginnen mit einem solchen Bild aus dem Pinsel von Hanna Bjøgaas – ansonsten besteht das Buch aus Text. Meine Erwartung war eine andere; nun ja – passiert.

Die Bilder selbst sind wirklich schön. Dazu gibt es kurze Texte in Handlettering-Schrift. Es handelt sich um doppelseitige Bilder, die auch vom Buchschnitt her zu erkennen sind – ich kann also mit Blick auf den Schnitt auswählen, wo ungefähr im Jahr ich nun in die urbane Wildnis eintauchen will.

Es ist ein Sachbuch in erzählender Form – wirklich informativ, gut zu lesen und sehr individuell und persönlich.

Ich hatte Freude daran.

Hanna Bjøgaas: Das geheime Leben in der Stadt. Nachrichten aus der urbanen Wildnis, aus dem Norwegischen übersetzt von Sabine Richter, Stroux edition München, 2023, ISBN: 9783948065270

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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