Buffy, ein im Ruhestand lebender Schauspieler, erbt eine Frühstückpension in Wales. Da seine besten Zeiten in London vorbei sind – er ist über 70 – und viele Menschen, die ihm dort wichtig waren tot, macht er sich auf den Weg, diese Pension zu führen. Ein bewegtes Leben liegt hinter ihm – drei Ehen, mehrere andere Beziehungen, summa summarum fünf leibliche Kinder (alle schon erwachsen) und eine Stieftochter (dito). Die Söhne helfen beim Umzug, eine Tochter kümmert sich um die Buchhaltung, die Stieftochter arbeitet begeistert in der Küche mit.
Aber das Myrtle House, so der Name des Erbstücks, ist nicht schick-schäbig – es ist einfach nur schäbig. Renovierungsstau. Es muss dringend was getan werden. Buffys Qualitäten als Hausherr halten sich in Grenzen – weder Renovieren noch Gartenarbeit liegen ihm. Die Bemerkung einer Frau gibt ihm dann den nötige Stups – er hat eine Idee: In seinem Myrtle House sollen Menschen, die gerade eine Trennung hinter sich haben, das lernen können, was ihr Partner oder ihre Partnerin während der Beziehung erledigt hat. So organisiert Buffy Menschen, die Autos reparieren können oder einen Garten pflegen – sie sollen die Kurse abhalten. Ein Journalist setzt einen Artikel in die überregionale Presse und los geht das Karussell. Buffys Hintergedanke ist klar, oder? Es ist schon eine tolle Geschäftsidee …
Das wird nun nicht so hintereinander weg erzählt; zwischen den Abschnitten, die mit „Buffy“ überschrieben sind, kommen immer noch andere – mit anderen Namen und anderen (wirklich anderen?) Geschichten. Klar, alle landen irgendwann in Myrtle House. Es handelt sich – außer bei den Kindern Buffys – um Menschen im mittlerren oder fortgeschrittenen Alter. Sie alle haben Blessuren davon getragen. Sie alle leiden unter dem, was besagtes fortschreitendes Alter mit ihrem Körper macht. Sie fühlen sich unattraktiv. Sie denken viel, um nicht zu sagen, ständig an Sex. Das ist ehrlich gesagt ein bisschen nervig. Ansonsten sind die verschiedenen Lebensläufe als Spiegel dessen, was in unserer Gesellschaft an Lebensmustern möglich ist, sehr interessant.
Deborah Moggach führt ein farbiges Kaleidoskop vor – Menschen mit Verletzungen, die lernen, wieder jemandem zu vertrauen, so peu à peu. Sie schildert das Leben in verschiedenen Teilen Londons und in Wales – obwohl sie den Kontrast so darstellt, dass Wales gegenüber London entschieden seine Reize hat, zeichnet sie doch keine falsche Idylle.
„Heartbreak Hotel“ ist der Original-Titel – leider lässt sich das nicht so knackig übersetzen, wie es im Englischen daherkommt. Wenn Sie dem Link folgen, sehen Sie ein Cover, das dem Inhalt des Buches sehr gut entspricht.
Das Buch ist eine gute Lektüre für Sie, wenn Sie die Schilderung etwas schräger Figuren schätzen und Spaß an Milieuschilderungen haben. Und an einer schlitzohrigen Geschäftsidee.
Deborah Moggach: Cub der gebrochenen Herzen, Insel Taschenbuch, Berlin, 201, ISBN: 9783458359319
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