Chorkonzerte in Köln-Dellbrück

Chorkonzerte  in Köln-Dellbrück

„Meine“ Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide leistet sich ein reges Kulturleben – u. a. hat sie Raum für zwei Kantoreien. Jetzt im November stehen bei beiden Konzerte an – und weil es eben November, enthalten beide Titel das Wort „Requiem“:

  • „Requiem für einen polnischen Jungen“ von Dietrich Lohff von 1997
  • „Requiem für Elisabeth K.“ von Thomas Becker in einer Kammerfassung von 2015/2018

Beide Werke greifen auf literarische Texte zurück.

Plakat Konzert Requiem Dietrich Lohff Köln-Dellbrücl Köln-Innenstadt
Plakat zu den Konzerten des Lohff-Requiems

Unter dem Titel von Dietrich Lohffs Requiem steht „Nach Texten von Opfern des Faschismus“ – dazu gehören u. a.  Selma Merbaum, Georg Kafka, Franz Theodor Csokor  und Martin Gumpert. Im Vorwort zum mir vorliegenden Klavierauszug schreibt Dietrich Lohff:

Keine abenteuerlichen atonalen Windungen, mit denen man zeigen kann, daß (sic) man auf der Höhe der Zeit singt (…). Nur eine einfacher, tonaler und leicht zu singender Chorsatz. Das mußte (sic) so sein. Ich habe es nicht geschafft, auf den lautlosen Tod eines kleinen Jungen mit gigantischem Aufwand zu reagieren und seine Ermordung zu beklagen, als gelte es, das Ohr einer schwerhörigen Gottheit zu erreichen. (Klavierauszug von Requiem für einen polnischen Jungen, von Oliver Lätsch, Artist Ahead Musikverlag, 3. Aufl., 2015)

Nun ja, einfacher Chorsatz …

Die Instrumentaion ist eher dunkel gehalten – es gibt zwar eine Flöte, doch sonst sind alle Instrumente im tiefen Tonbereich angesiedelt: Bassklarinette, Englisch Horn und die Streicher von der Bratsche an abwärts.

Die Texte sind auf jeden Fall „fordernd“ – die „Elegie für einen polnischen Jungen“ von Krystof Kamil Baczinski treibt mir immer die Tränen in die Augen. Tod und Gewalt sind die Themen. Der Text „Euch fehlt die Phantasie“ von Franz Theodor Csokor ist erschreckend hellsichtig. Er schildert die Verfolgung der Juden unter der  Diktatur sehr präzise – Ausgrenzung und Vertreibung im normalen Alltag. Bis hin zur Shoa kam er nicht – der Text stammt von 1934. Offensichtlich hat er das Buch des zukünftigen „Führers“ gelesen und ernst genommen.

Die Kantorei Coro con spirito  unter der Leitung von Kantorin Mechthild Brand führt das Werk zwei Mal auf:

  • Am 16.11.2018 um 20 Uhr in der Antoniterkirche, Schildergasse, Köln-Innenstadt
  • Am 18.11.201, 18 Uhr in der Christuskirche, Dellbrücker Mauspfad, Köln-Dellbrück

Beim zweiten Requiem handelt es sich um eine Komposition von Thomas Becker, dem Leiter der Pauluskantorei – eine andere Komposition von ihm war hier vor vier Jahren schon mal Thema. Ähnlich wie beim Magnificat von 2014 haben Thomas Becker und Gerta Klaßen verschiedene Texte zusammengestellt – von Christine Lavant, Antoine de Saint-Exupéry, aus dem Frauen-KZ Ravensbrück und von Selma Merbaum. Diese Texte sind vermischt mit liturgischen und biblischen Texten. Die Widmungsträgerin „Elisabeth K“ ist Elisabeth Käsemann, die 1977 unter der Militärdiktatur in Argentinien ermordet wurde.

Konzerttermin:

  • 25.11.2018, 188 Uhr Pauluskirche, Thurner Str. 105, Köln-Dellbrück

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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