Regentag Der Regen fällt. In den Tropfentanz Starr ich hinaus, versunken ganz In allerlei trübe Gedanken. Mir ist, Als hätt‘ es geregnet zu jeder Frist, Und alles, so lange ich denken kann, Trüb, grau und nass in einander rann, Als hätte es nie eine Sonne gegeben, Als wäre nur immer das ganze Leben, Die Jahre,…
Hauptsache Lyrik
Gedicht zum Tag: Der Herbstgang von Johann Heinrich Voss
Der Herbstgang Die Bäume stehn der Frucht entladen, Und gelbes Laub verweht ins Tal; Das Stoppelfeld in Schimmerfaden Erglänzt am niedern Mittagsstrahl. Es kreist der Vögel Schwarm, und ziehet; Das Vieh verlangt zum Stall, und fliehet Die magern Aun, vom Reife fahl. O geh am sanften Scheidetage Des Jahrs zu guter letzt hinaus; Und nenn…
Oral Poetry am Beispiel von „Graf und Nonne“
Ein Kennzeichen mündlich überlieferter Literatur ist die Fülle an Varianten: In jeder Region, die ein Lied kennt, gibt es unterschiedliche Wortstellungen, manchmal andere Vokabeln, Strophen werden umgestellt, es findet sich ein überraschend anderer Schluss – es gibt halt keinen fixierten Text. Am Beispiel des Liedes von „Graf und Nonne“ möchte ich Ihnen das einmal exemplarisch…
Gedicht zum Tag – Spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn
Da die Verschriftlichung von Volksliedern dem Prinzip der Oral Poetry im Grunde widerspricht, ist es nicht leicht, einen Text zu finden, der tatsächlich mündlich tradiert wurde. Das hier dürfte dem Anspruch genügen: Spannenlanger Hansel „Spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn, geh’n wir in den Garten, schütteln wir die Birn’. Schüttel ich die großen, schüttelst du die klein’n,…
Warum gibt es überhaupt Gedichte? Gedanken zu Oral Poetry
Fanden Sie Gedichte-Auswendig-Lernen in der Schule anregend oder langweilig? Ich habe es ja geliebt – wenngleich ich es eher in Eigenregie veranstaltet habe; Gedichte auswendig zu lernen, war zu meiner Schulzeit nicht en vogue. Im Studium habe ich dann verschiedene Epochen ein bisschen näher kennenlernen dürfen – und mir auch Gedanken zu „Oral Poetry“ gemacht.…