Schreibtrainerin Anette Huesmann legt eine Art Lexikon vor – ein Nachschlagewerk für alle, die wissen wollen, welchem Buchgenre ein bestimmter Titel angehört.
Genres sind, so erklärt Anette Huesmann zu Beginn, erstens wichtig, um sich im unüberschaubaren Buchmarkt zu orientieren. Zweitens gab es sie schon immer. Wer seine Uniarbeit in der Germanistik zu „Reiseliteratur“ in einer bestimmten Epoche schreibt, orientiert sich an einem Genre, nämlich dem der Reiseliteratur. Genres haben mit Erzähltraditionen zu tun – so kann man verfolgen, wie sich Erzählhaltungen über die Zeit verändert haben.
Neben den Genres gibt es zur Unterscheidung von Büchern noch andere Ordnungssysteme – auch auf sie geht Anette Huesmann kurz ein. Doch dann kommt sie, die Liste der Genres. Angeführt vom Krimi, einem der beliebtesten Genres überhaupt. Und Krimi ist nicht gleich Krimi – die Subgenres kommen gerade hier sehr zahlreich vor. Was zu welchem Genre gehört, ist keine Frage der letzten 150 Jahre – die Odyssee taucht als das Modell für Spannungsliteratur schlechthin am Anfang des Absatzes über Thriller auf.
Anette Huesmann benutzt für die Darstellung ein einheitliches Schema. Die Reihenfolge:
- Titel mit Auflistung der fremdsprachigen (meist englischen) und auch deutschen Synonyme
- Charakteristik
- Entstehungsgeschichte
- Besonderheiten
- Aktuelle Beispiele
gilt für allle Subgenres. Bei den, ich sag jetzt mal: Hauptgenres fehlen „Besonderheiten“ und „aktuelle Beispiele“. Besonders umfangreich sind die Subgenres bei Krimi, Science Fiction und Liebesroman.
Manche Titel gehören zu zwei oder mehr Genres – wenn es Bücher sind, die Anette Huesmann vorstellt, benutzt sie tatsächlich dieselben Wörter für die Beschreibung. So ist der Charakter des Nachschlagewerks deutlich:
„Das Rätsel der Sandbank“ des irischen Schriftstellers Robert Erskine Childers, erstmals erscchienen 1903 im Vereinigten Königreich mit dem Titel „The Riddle of the Sands: A Record of Secret Service“.
(S. 39 und S. 54)
Neben dieser Struktur nutzt Anette Huesmann außerdem noch sprachliche Schemata. Das macht ein Hintereinanderweglesen etwas mühsam (ich habs getestet), hat aber einen unschlagbaren Vorteil: eine gewisse Neutralität. Für ein Nachschlagewerk durchaus sinnvoll.
Es ist erstaunlich, wie viele Subgenres Anette Huesmann zu einzelnen Genres auflisten kann; neben denen, die ausführlich nach dem oben aufgeführten Schema gibt es bei vielen noch eine zusätzliche Kurzliste. Besipeile gefällig? Bitte sehr, für Krimis:
Detektivgeschichte, Hardboiled Krimi, Invertierte Detetivgeschichte, Krimi Noir, Polizeikrimi, Der verschlossene Raum, Landhauskrimi, Gangsterkrimi, Spionageroman, Gerichtsmedizinischer Krimi, Splatterkrimi, Regionsalkrimi, Reisekrimi und ohne nähere Beshreibung dann noch: Handicapped Mystery, Katzenkrmi, Kirchenkrimi oder Bumbling Detective Mystery; – beide Listen sind eine Auswahl der Subgenres …
Gut 3/4 des Buches behandeln Genres in der Belletristik – es gibt aber auch Beiträge zu nicht-fiktionalen Texten. So unterscheidet Anette Huemsann zwischen Sach- und Fachbüchern, Autobiografie und Memoiren.
Ein hilfreiches Buch, um sich in Sachen Buchgenres zu orientieren, sei es als Autorin, die wissen will, in welchem Genre sie ihr nächstes Werk einordnen will, sei es als Bloggerin, um eine Rezension besser verorten zu können.
Anette Huesmann: Buchgenres. Handbuch der Genres von Actionthriller bis Zeitgeschehen, , BoD, Norderstedt,2019, ISBN: 9783748145110
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