Damit man nicht ins Rätseln verfällt, welche Epoche Lauro Martines meint, .erscheint im Untertitel die Zeitspanne 1450-1700. „Europa im Krieg“ lautet dieser Untertitel. Gestatten Sie mir bitte eine Frage: Wissen Sie welche Kriege in diesen zweieinhalb Jahrhunderten stattfanden, möglichst noch in ganz Europa? Ich jedenfalls weiß das nicht.
Lauro Martines rückt dem Thema Krieg von verschiedenen Seiten zu Leibe. Schon im Vorwort wird deutlich, dass nicht die großen Schlachten und deren Schlachtenlenker im Zentrum stehen, sondern die Umstände und Entwicklungen, unter denen Kriege stattfanden. So war mir nicht bewusst, wie verbreitet fehlende Soldzahlungen waren – und welche Auswirkungen sie hatten. Wirtschaftliche, steuerrechtliche und andere Faktoren beeinflussten nicht nur das Kriegsgeschehen an sich, sondern waren auch maßgeblich bei der weiteren Entwicklungen von Staaten.
Diese zeitgenössische Darstellung der Plünderung eines Bauernhauses findet sich im Buch von Lauro Martines – er erläutert die Hintergründe solcher SzenenDas Buch beginnt mit einem Kriegsmosaik – Lauro Martines setzt verschiedene Kriegsszenarien unverbunden nebeneinander, die aus verschiedenen Jahrhunderten und Regionen stammen und lässt so das Grauen wirken. Im weiteren Verlauf geht er deutlich systematischer vor:
es geht um das Leben der Soldaten und Offiziere
er stellt drei Städte als Opfer von Plünderungen exemplarisch dar
die Entwicklung von Belagerungen umfasst ein eigenes Kapitel
religiöse Motivation führte oft zu besonderer Grausamkeit
das letzte Kapitel heißt „Leviathan erhebt sich: der Staat“
Die größte Schwierigkeit dieses Buches besteht darin, dass Lauro Martines zwischen den Jahrhunderten und Ländern sowie den verschiedenen Kriegen hin und her springt; er tut dies mit schlafwandlerischer Sicherheit, doch wer wie ich mit den Kriegen der Zeiten nicht so vertraut ist, kommt schon mal ins Schwimmen. Seine Schilderungen selber jedoch sind gut lesbar, teils unterhaltsam und führen letzten Endes immer zu einem nachvollziehbaren Fazit. Wenn Sie sich für die Sozialgeschichte frühneuzeitlicher Kriege interessieren, sind Sie mit dem Buch von Lauro Martines gut bedient.
Lauro Martines: Blutiges Zeitalter. Europa im Krieg 1450-1700, übersetzt von Cornelius Hartz, Theiss Verlag, Darmstadt 2015, ISBN: 9783806230185
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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[…] schon, dass so ein 500. Beitrag eine Marke ist. Das war die Rezension heute Vormittag zu “Blutiges Zeitalter“; irgendwie passend, dass es sich um eine Sachbuch-Rezension handelt, denn die bilden ja […]
[BLOCKED BY STBV] Heute ist hier der 500. Beitrag erschienen
19. Juli 2016 at 14:37[…] schon, dass so ein 500. Beitrag eine Marke ist. Das war die Rezension heute Vormittag zu “Blutiges Zeitalter“; irgendwie passend, dass es sich um eine Sachbuch-Rezension handelt, denn die bilden ja […]