Blogwichtelbeitrag von Tanja Finke-Schürmann zum Thema „Leselust“

Blogwichtelbeitrag von Tanja Finke-Schürmann zum Thema „Leselust“

Die Fragologin Tanja Finke-Schürmann, für die ich letztes Jahr – von Profi-Wissen aus – wichteln Blogwichtelbutton durfte, ist 2013 nun der Kölner Leselust zugelost worden: In unserem Netzwerk Texttreff gibt es das sogenannte „Blogwichteln“ nun schon im dritten Jahr.

Tanja Finke-Schürmann, die Fragoogin mit einer Vorliebe für Jane Austen
Tanja Finke-Schürmann, die Fragologin mit einer Vorliebe für Jane Austen

Nun freue ich mich sehr, dass die Fragologin hier Antworten darauf gibt, warum ihr Lieblingsbuch – das auch eines meiner liebsten ist – eben genau das ist:

Leselust mit Lieblingsbuch

Wie schön – ich bin zu Besuch hier in Heike Ballers Leselust. Das Wort sagt mir natürlich sofort etwas. Dann erinnere ich mich daran, wie ich als Kind mit Buch vor der Nase hinter Mutters Einkaufswagen herstolperte, weil wir direkt vorher in der Bücherei neues Futter ausgeliehen hatten. Mit einem Buch ist man manchmal einfach weg. In anderen Leben, in spannenden Abenteuern und in fremden Ländern. Warum das Lust bereitet, ist mir auf Anhieb klar, denn ich bin ein neugieriger Mensch und kann nicht genug von der Welt bekommen.

PrideAndPrejudiceTitlePage
Titelblatt der Originalausfgabe von „Pride and Prejudice“
Aber warum gibt es diese Sorte Bücher, die ich in all den Jahren IMMER WIEDER gelesen habe? So oft, dass ich es gar nicht mehr zählen kann! Ich weiß doch genau, was darin steht. Als Fragologin möchte ich dieser Frage auf den Grund gehen. Systematisch und natürlich am Beispiel meines Lieblingswerkes. Übrigens bin ich mit meinem Favoriten nicht alleine. Schon gar nicht unter Frauen. Es geht um „Stolz und Vorurteil“ bzw. „Pride and Prejudice“ von Jane Austen. Es wurde 2003 in Großbritannien sogar als beliebtestes Buch nach „Herr der Ringe“ gewählt.

Trotzdem möchte ich nicht analysieren, warum so viele Menschen das Buch mögen (das haben andere schon versucht). Sondern ich möchte herausfinden, warum ICH dieses Buch so mag. Ich versuche es. Möglichst kurz, auch wenn das für echte Fans wirklich schwierig ist. Aber ich fürchte, das wird hier sehr persönlich.

Elisabeth Bennet (Die Hauptfigur)

Jane Austen hielt ihre Hauptfigur selbst für „as delightful a creature as ever appeared in print.“ (übliche Übersetzung: „das entzückendste Geschöpf, das jemals in Druck erschienen ist.“). Tatsächlich mochte ich Lizzy vom ersten Tag an sehr. Sie ist mir in den letzten 30 Jahren eine gute Freundin geworden. Sie beobachtet die Menschen um sie herum sehr genau und interessiert sich vor allem dafür, warum sie das tun, was sie tun. Elisabeth Bennet ist warmherzig, klug und verantwortungsvoll. In Gesprächen spielt sie selbstbewusst mit Wortwitz und gewagten Kommentaren am Rande der Schicklichkeit. Wenn ich genau überlege, habe ich mich noch niemals mit einer Romanfigur so gut identifizieren können. Ich hätte alles ganz genau so gemacht und gesagt wie sie. Alle Fehler. Alle Entschuldigungen. Alle Gespräche. Damals. Vor 200 Jahren. Ich mag das an Lizzy, was ich auch an mir mag. Ist das nicht ein herrlicher Grund, es immer wieder zu lesen?

Fitzwiliam Darcy (Der Mann, der sie am Ende bekommt)

Mr. Darcy ist kein Held, in den man sich sofort verliebt. Er gehört nicht zu denen, auf die man hereinfällt, weil sie so einen Charme versprühen. Aber er ist exakt der Mann, den man heiraten sollte, falls man ihm irgendwo begegnet. Natürlich ist er furchtbar reich, hat ein wunderbares Haus und gute Manieren. Und ja – wir lesen, wie gut, großzügig und liebenswert er zu seiner Schwester, zu seinen Freunden und sogar zu seinem Personal ist. Er ist intelligent und verlässlich, er schreibt schöne Briefe und entschuldigt sich, wenn es nötig ist. Seitdem Colin Firth in der BBC-Verfilmung 1995 mit nassem Hemd aus dem Teich stieg, wissen wir auch, dass er noch andere Vorzüge hat. Aber das Wichtigste ist: Mr. Darcy steht auf kluge Frauen und zieht die geistreichen Gespräche mit Lizzy jedem hübschen Wimpernklimpern vor. Ist dieser herrliche Mann allein nicht ein Grund, das Buch immer wieder zu lesen?

Jane Austen (Autorin)

Sie schrieb vor 200 Jahren unglaubliche und witzige Dialoge, die auch heute noch fast eins zu eins in den Drehbüchern zu den zahlreichen Verfilmungen ihrer Werke übernommen werden. Weil sie nicht nur pointiert, auf den Punkt und große Klasse sind, sondern einfach zeitlos. Jane Austen schrieb über die Motive der Menschen und über ihre Ängste, Wünsche und Gedanken. Ich finde es einfach wunderbar zu sehen, dass diese Menschen damals uns so ähnlich waren, auch wenn ihre täglichen Probleme und Rahmenbedingungen so anders aussahen. Ich liebe gute Dialoge, kluge Ironie und scharfsinnige Beobachtungsgabe. Ist das nicht ein guter Grund, auch alle anderen herrlichen Austen-Bücher immer mal wieder zu lesen?

PS: Falls irgendjemand das Buch aus Versehen noch nicht gelesen hat, kann man das ändern.

Ha, da gibt’s ja für mehr als eine Nase was zu gewinnen!
Ha, da gibt’s ja für mehr als eine Nase was zu gewinnen!

Wer mir unter tafisch@fragologie.de  eine gute Begründung schreibt, warum er „Stolz undVorurteil“ noch nicht gelesen hat, hat eine gute Chance auf den Gewinn eines meiner Verschenkexemplare. Die Begründungen werde ich in der Fragologie veröffentlichen.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

Bisher gibt es noch keine Kommentare

  • Manon García

    20. Dezember 2013 at 17:02 Antworten

    Tja, so kann es gehen, wenn der Text so spannend losgeht, dass ich mittendrinnen sofort das kindle-Buch orderte und am Ende lese, dass ich auch ein Buch hätte gewinnen können. Schade, ist Papier doch schöner zum Im-Bett-lesen. 🙂

    • Heike Baller

      21. Dezember 2013 at 8:50 Antworten

      Ach Manon <3. Sicher schließt das eine das andere doch nicht aus, oder?

Einen Kommentar hinterlassen