Letztens war ich unterwegs und habe Reims gesehen. Die Kathedrale ist großartig, der Champagner schmeckt und Bibliotheken gibt es dort auch. 7 an der Zahl. Dazu 18 Haltestellen für den Bücherbus. Die Bibliotheken sind sehr unterschiedlich, arbeiten aber alle zusammen und sind über einen gemeinsamen Katalog recherchierbar. Hübsch finde ich bei der Orientierungsseite in der Broschüre neben den „normalen“ Hinweisen wie die auf WiFi, barrierefreien Zugang oder Gruppenarbeitsräume die Hinweise auf Wickeltisch und Garten 🙂
Carnegie-Bibliothek in Reims
Huch, Carnegie in Frankreich? Ja, Andrew Carnegie hat nicht nur in den USA viele Bibliotheken gegründet, sondern auch woanders, und eben auch in Reims. Diese Bibliothek geht allerdings auf eine andere seiner Stiftungen zurück, die Carnegie Endowment for International Peace, die er 1910 gründete. Reims hatte im ersten Weltkrieg schwer gelitten. Viele Gebäude sind zerstört oder schwer beschädigt worden. Unter anderem ging die Stadtbibliothek in Flammen auf. Da Andrew Carnegie den Zugang zu Bildung für überaus wchtig hielt, hat er den Neubau der Bibliothek finanziert. Sie ist ein Paradebeispiel des Art déco, 1921 bis 1927 erbaut. Ich durfte selbst ein paar Fotos machen und sie hier einstellen – der Erbe des Architekten Max Sainsaulieu, Gilles Sainsaulieu, hat es mir freundlicherweise erlaubt. Ansonsten darf das Gebäude nicht dargestellt werden – auch bei Wikicommons, wo Sie weitere Bilder finden, gibt es den Hinweis auf den Urheberrechtsschutz.
Von außen sieht das Gebäude so aus:
Im Dekor zeigt sich die Verbundenheit der Stadt Reims mit den USA, resp. Andrew Carnegie. Und er ist ein Beispiel für die Gestaltungsweise dieser Zeit:
Es gibt tatsächlich noch den Katalograum mit dem Zettelkatalog *schmelz*:
Der Anspruch des Art déco war ja, Alltägliches angenehm für Gebrauch und Auge zu gestalten. Kann man an Treppengeländern und Möbeln in der Carnegie-Bibliothek sehen:
Natürlich waren zu der Zeit, als ich da fotografiert habe, auch Leute im Raum – das hat meine Möglichkeiten naturgemäß ziemlich eingeschränkt, denn schließllich will niemand bei der Arbeit in der Bibliothek gestört oder gar fotografiert werden. Deshalb konnte ich von den Möbeln nur diese Gegenlichtaufnahme machen – alle anderen Plätze waren besetzt.
Selbst der Fußboden ist wunderschön gestaltet:
Der Eingangsbereich ist ebenfalls sehr sehenswert:
An den Wänden finden sich kleine Mosaike, die Tätigkeiten aller Art symbolisieren – dabei wird zwischen Hand- und Kopfarbeit nicht unterschieden:
Tja, bei meinem Fotoshooting sind meine persönlichen Vorlieben zum Ausdruck gekommen – kein Handwerk. Ich erinnere mich aber an eins mit Maschinen und eins mit einer Laborszene – ganz auf der Höhe der Zeit.
Leider ist es nicht möglich, in den hinteren Bereich der Bibliothek vorzudringen, wo die Medien in einem halbkreisförmigen Raum in sternförmig angeordneten Regalen lagern – das konnte ich nur aus dem Grundriss schließen. Hätte mich sehr gereizt. Die Carnegie-Biblithek in Reims ist eine Magazinbibliothek und auch heute noch per Papier nutzbar:
Leider ist mein Französisch zu schlecht, um einen längeren Besuch mit Recherche sinnvoll erscheinen zu lassen – aber das da in Reims sind echt Räume, in denen ich gern mal arbeiten würde.
Maike
10. Mai 2018 at 9:05Das sieht wirklich nach einer großartigen Bibliothek aus (und dass es eine Carnegie-Bibliothek in Reims gibt, war mir absolut neu). Schön, dass du die Erlaubnis bekommen hast, Fotos zu machen und zu zeigen – gerade der Fußboden ist wirklich sehr, sehr hübsch. Und meine Begeisterung darüber, dass es da noch einen ganz altmodischen Zettelkatalog gibt, wird wohl eine Weile anhalten.
Heike Baller
10. Mai 2018 at 9:38Ja, wenn ich Zeit hätte, würde ich wohl mal schauen was es noch so an Carnegie-Bibliotheken in Europa gitb. Und in welchem Zusammenhang sie entstanden sind.