Becoming von Michelle Obama

Becoming von Michelle Obama

Während meiner Coronainfektion hab ich mir dieses Buch vorlesen lassen – die Selbstdarstellung von Michelle Obama. Ich fand sie durchaus erfreulich!

Kleiner Hinweis: Da ich mir das Buch angehört habe, wird das mit dem korrekten Zitieren eher nix – so sorry.

Das erste, was mich gepackt hat war ein Satz im Prolog, sinngemäß: „Die dümmste Frage, die man Kindern stellen kann, ist, was sie mal werden wollen. Als ob das Werden irgendwann aufhörte.“

Was erzählt Michelle Obama?

Ihr Leben. Von der Kindheit bis zum Ende Präsidentschaft ihres Mannes 2016.

Ihr Augenmerk liegt dabei vor allem auf den Menschen, mit denen sie es zu tun hatte:

  • ihre Eltern
  • ihr Bruder
  • Großeltern, Großtanten und Großonkel
  • Lehrer*innen
  • Freund*innen

Und zu jeder Person gibt es was Nettes zu sagen. Selbst die Lehrerin in ihrer zweiten Klasse, die völlig überfordert diese demnächst Ghetto-Kinder sich selbst überlässt, bekommt ein Fünkchen Verständnis ab. Ich glaube, nur die Studienberaterin, die in ihr „kein Material für Princeton“ sah, geht leer aus.

Der andere Fokus liegt naturgemäß bei ihr selber.

Michelle will immer mehr – erreichen. Sie muss ein anstrengendes Kind gewesen sein – und eine anstrengende Jugendliche. Ehrgeizig und zielbewusst. Bis dahin, dass sie den lukrativen Job, den sie sich erarbeitet hat, als nicht sinnstiftend wieder geschmissen hat, um sich der Gemeinwohlarbeit zu widmen.

Dabei unterstützte sie dann bereits Barack Obama, der ihr in ihrer Zeit in einer Großkanzlei als Praktikant zugeteilt war.

Hach ja, die Liebesgeschichte …

Selbst als sie dann deutlich weniger verdient als als Anwältin, ist sie besser situiert, als ihre Familie es je war. Auch ihr Bruder hat seinen Weg gemacht – beide Robinson-Kinder haben sich aus dem beginnenden Ghetto der South Side in Chicago raus- und hochgearbeitet.

Ihr weiteres Leben setz ich jetzt mal als bekannt voraus 😉

Michelle Obama und Kinder mit Gartengeräten.
Ihr Anliegen, für mehr Gesundheit bei Kindern zu sorgen, führte zu dem Gemüsegarten am Weißen Haus.

Was ist das für eine Erzählweise?

Michelle Obama drückt sich sehr präzise aus – im Zweifelsfalle lieber genau als mitreißend. Ich hab das teils genossen, teils amüsiert beobachtet; manche Szene hätte man auch emotionaler, weniger präzise schildern können – aber Michelle Obama ist präzise.

Sie lobt andere – da gleicht ihr Buch dem ihres Mannes. Jede positive Eigenschaft der Menschen, mit denen sie zu tun hat, feiert sie regelrecht. Das gilt nicht nur Freund*innen, Mitarbeiter*innen und Familie. Auch die Kinder und Jugendlichen an den verschiedenen Schulen, die sie kennenlernt, bekommen jede Menge Lob und Zuversicht ab.

Außerdem gibt es immer wieder nachdenkliche Passagen über die Bedingungen, unter denen sich Menschen entwickeln können.

Hier wird dann das Titelwort „Becoming“ wichtig. Die Abschnitte ihres Buches heißen „Becoming me“, “Becoming us“ und „Becoming more“, also „Ich (selber) werden“, „Wir werden“ und „Mehr werden“.

Der Titel ist aber nur „Becoming“. Schaut man nun als Deutschsprachige dieses Wort nach, bekommt *scnr* man Übersetzungen wie „vorteilhaft“, „schicklich“ oder „geschmackvoll“ angezeigt. Der Aspekt, der Michelle Obama hier wichtig ist, kommt erst mal nicht vor und erschließt sich dann erst im Laufe des Buches. Ob es eine adäquate Ein-Wort-Übersetzung für „Becoming“ geben könnte, weiß ich nicht – „Werden“? Kling auch komisch. Aber „Becoming“ ist auf jeden Fall ein Wort zum Drüberstolpern.

Zurück zu diesem „Werden“: Michelle Obama denkt immer wieder darüber nach, welche Bedingungen es ihr ermöglicht haben, diesen Weg zu gehen. Und zitiert immer wieder ihre Mutter, die Lob für ihre Kinder abwiegelte, indem sie sagte, die South Side Chicagos sei voll solcher Kinder wie Michelle und Craig.

Ich habe der Geschichte gern gelauscht. Katrin Fröhlich hat sie angenehem vorgelesen – durchaus emotionale Höhepunkte gesetzt und mit der Stimme einzelne Szenen plastisch vortreten lassen. Das Ganze mit Geschick und Geschmack.

Michelle Obama: Becoming. Meine Geschichte, übersetzt von Elke Link, Andrea O’Brien, Jan Schönherr und Henriette Zeltner, gelesen von Katrin Fröhlich, Der Hörverlag, München, 2018, ISBN: 9783844531213

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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