Bisher habe ich noch keines der Kinder- oder Jugendbücher besprochen, die Heike Abidi neben ihren Romanen auch schreibt. Doch ihr jüngstes landete bei mir im Briefkasten und der Satz „Im Hundekörbchen liegt jemand. Jemand, der einen blau-weiß gestreiften Schlafanzug trägt.“ auf der Rückseite hat mich dann doch angesprochen.
Was erzählt Heike Abidi?
Arthur wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund. Lucky hingegen ist nicht entzückt, dass er für eine Woche bei einem „Zweibeinerwelpen“ landen soll.
Damit wird die Erzählweise schon deutlich: Beide Protagonisten kommen zu Wort, sowohl Arthur, ein zehnjähriger Junge, als auch Lucky, ein vierjähriger Hund.
Nun ja, was so ein Zehnjähriger, der noch nie mit einem Hund engeren Kontakt hat, für Fähigkeiten hat, aus dem Bauch heraus hundegerecht zu handeln, kann man sich ja vorstellen. Sagen wir mal so: keine schöne Perspektive für Lucky.
Doch dann passiert das Unglaubliche: Lucky wacht als Zweibeinerwelpe Arthur auf und Arthur mit vier Pfoten, Fell und beweglichen Ohren. Die Abenteuer beginnen bereits im Badezimmer. Denn Lucky weiß natürlich nicht, was er tun soll. Und wie verhält man sich als Hund artgerecht? Das ist eines der Probleme, vor denen Arthur steht. So beginnt eben nicht nur Arthurs wildes Hundeleben, sondern auch das aufregende Leben von Lucky an Arthurs Stelle.
Ich will jetzt gar nicht weiter ausbreiten, wie die beiden ihre Abenteuer und Probleme in den Griff bekommen. Es ist ja klar, dass sie es tun.
Wie erzählt Heike Abidi?
Indem sie die beiden selbst zu Wort kommen lässt, ist der direkte Zugang zu Kind und Hund möglich. Während Arthur eine ziemlich gepflegte Sprache eines Zehnjährigen nutzt – Schimpfwörter und Slang halten sich in sehr engen Grenzen! -, garniert Heike Abidi die Aussagen des Hundes mit hundespezifischen Ausrufen und Bezeichnungen. Den“ Zweibeinerwelpen“ kennen wir ja schon. Überhaupt sind Menschen vor allem „Zweibeiner“. „Ach du große Hundeschnauze“ ist sein Ausruf für Überraschungen – z. B. beim ersten Erwachen in einem Jungenkörper.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Besonders hübsch ist die Szene, in der beide beim Schuldirektor antanzen müssen.
Es gibt ein Aber, das ich als erwachsene Leserin habe: Da ist recht viel Pädagogik drin. Nachdem Lucky das mit dem Reden erst einmal raus hat, hält er Arthurs Eltern und „Hund“ Arthur eine Menge Vorträge darüber, was Hunde können, was sie dürfen, was ihnen gut tut oder was für sie schädlich ist. Das hatte für mich ein bisschen was von „Nachtigall, ick hör dir trapsen“. Andererseits hat es für Arthur in der Geschichte ganz entschiedene Vorteile – am Ende der Geschichte. Diese Belehrungen haben jetzt bei mir ein bisschen den Spaß an Arthurs wildem Hundeleben getrübt – aber ich mag halt Zeigefinger, und seien sie noch so klein, nett und humorvoll in Kinderbüchern nicht so sehr.
Heike Abidi: Arthurs wildes Hundeleben, Hummelburg Verlag, 2020, ISBN: 97837478002001
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