Albert von Sebastian Jung

Albert von Sebastian Jung

In einer Graphic Novel erzählt Sebastian Jung die Geschichte seines Großvaters Albert. Genauer gesagt, erzählt eigentlich Eberhard die Geschichte seines Vaters und Sebastian setzt das Ganze grafisch um.

Es geht um das Leben eines Mannes, der 1922 geboren wurde und es nie leicht hatte. Seine Mutter starb drei Tage nach der Geburt von Albert. Neun Jahre später starb auch der Vater. Albert kam für einige Jahre in die Familie eines seiner älteren Brüder. Der Vormund, Alberts Onkel Ferdinand, schickte den 14-jährigen als Jung-Knecht zu einem Bauern. Dort fühlte sich der Junge wohl und fand ein echtes Zuhause, sogar eine Perspektive erhielt er: Auf Kosten seines Arbeitgebers begann er eine Ausbildung an der Landwirtschaftsschule. Doch Albert war 1939 erst 18 Jahre alt – unmündig. Im Oktober nach Kriegsausbruch  verfügte sein Vormund, dass er zum Militär müsse. Der 18-jährige gehörte zu einer berittenen Einheit, kam nach Norwegen und musste dann 1941 nach Russland. Nach ersten Verletzungen kam er 1942 auf Heimaturlaub, verliebte sich – nach seiner Genesung ging es zurück nach Russland. Nach einer lebensgefährlichen Verletzung und einem langen Lazarettaufenthalt heiratete Albert 1943 seine Luise. Mit Ende des Kriegs geriet Albert in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1949 zurückkehrte. Der Wiederaufbau war eine harte Zeit für alle, auch für Albert und seine Familie, doch der beginnende Wohlstand der Bundesrepublik Deutschland ging an ihm vorüber. Die Lebensgeschichte von Albert wird bis zu seinem Tod 2006 erzählt und immer wieder wird deutlich, was seinen Charakter ausmachte: Gerechtigkeitssinn, Familienverbundenheit, Aufrichtigkeit.

Sebastian Jung setzt die Erzählung seines Vaters Eberhard in schwarz, weiß und rot um. Neben seinen Zeichnungen nutzt er einzelne Fotos, auch mal Ausschnitte aus Formularen oder Briefen und schafft so eine Atmosphäre, die mich in das Leben von Albert hinein nimmt. Da stört es auch nicht, dass die roten Markierungen auf den Fotos das Erkennen der tatsächlichen Gesichtszüge erschwert. Das Buch als ganzes vermittelt einen Eindruck eines Lebens aus dem 20. Jahrhundert, das vor allem von Beschwernis gekennzeichnet war.

Sebastian Jung: Albert, mairisch Verlag, 2016, ISBN: 978398539422

Das Buch wurde mit dem AFKAT 2016 ausgezeichnet.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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