Eine Briefsammlung ist das, eine ganz charmante Briefsammlung – kein Briefroman, auch wenn das Buch sich so liest. Helene Hanff hat 1970 die Korrespondenz, die sie von 1949 bis 1969 mit dem Buchhändler Frank Doel in London und seinen Kolleginnen geführt hat, erst einer Zeitschrift zur Veröffentlichung angeboten und dann als Buch herausgebracht. Das wurde ein voller Erfolg.
Nun können sich auch deutsche Leserinnen erneut an dem Ferndialog dieser Bücherliebhaberin mit dem Antiquariatsmitarbeiter erfreuen. Helene nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn ihr ein Buch nicht gefällt – sei es inhaltlich oder in der Gestaltung. Sie beschimpft Frank als Faultier, wenn sie zu lange auf Bücher warten muss – was dieser gekonnt erwidert, wenn er schreibt:
Liebe Helene! Machen Sie sich auf einens Schock gefasst: ALLE DREI Bücher, die Sie in Ihrem Brief bestellten, sind unterwegs an Sie und sollten in etwa einer Woche ankommen. (S. 108)
Andererseits schwelgt sie geradzu überschwänglich, wenn ein Buch ihren Geschmack trifft: Das Papier! Der Einband! Der Stil!
Immer wieder ist die Rede davon, dass nicht nur Päckchen zwischen New York und London unterwegs sein sollen (Helene schickt immer wieder Lebensmittel für alle; einmal sogar Nylonstrümpfe für die Frauen), sondern dass Helene selbst einmal kommen will. Doch leider wird aus einem Kennenlernen der beiden Briefpartner nichts. Frank stirbt überraschend im Jahr 1969.
Dieses Büchlein macht wirklich Freude. Helene und Frank und auch die anderen Briefeschreiberinnen transportieren so viel Freude und Anteilnahme. Ich habe es binnen kürzester Frist das erste Mal durchgelesen und mich ganz wunderbar unterhalten gefühlt.
Helene Hanff: 84, Charing Cross Road, Atlantik Verlag, 2014, ISBN: 9783455600056
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