Karl der Große von Karin Schneider-Ferber

Karl der Große von Karin Schneider-Ferber

Heute vor 1200 Jahren starb Karl der Große – mit dieser Szene als Prolog beginnt Karin Schneider-Ferber ihr Buch über den mittelalterlichen Herrscher. Neben den Ereignissen in seinem letzten Winter ist das Nachleben Karls Thema dieses Kapitels – die fast zeitgenössischen Nachrufe, z. B. von seinem Enkel Nithard (ca. 840), feiern den Verstorbenen als  erfolgreichen und friedensstiftenden König und Kaiser. Dabei gab es unter Karl dem Großen Kriege mehr als genug. Aber nach 32 Jahren der Herrschaft hinterließ er ein Reich, das große Teile Europas umfasste. Der Großteil aller Geschichten, die mit Karls Namen verknüpft sind, sind nicht zeitgenössisch; persönliche Zeugnisse von ihm sind rar. Die Texte aus seiner Zeit, die überliefert sind, gehören in den Bereich der Politik und verfolgen politische Ziele.
Karin Schneider-Ferber schildert das Leben Karls des Großen sehr lebhaft. Das lässt sich schon an den Kapitelüberschriften ablesen:

Das Erbe der Väter: Eine ehrgeizige Familie, Triumph der Emporkömmlinge, Bruderzwist

oder:

Der Lohn der Mühen: Die Kaiserkrone. Gipfeltreffen in Sachsens Wildnis, Ein Tag für die Geschichtsbücher, Verschnupfte Nachbarn.

Karl wird im Laufe seines Lebens mit unterschiedlichen Schwierigkeiten konfrontiert: politische und militärische Gegner vor allem, aber auch den geographischen Gegebenheiten, die sich nicht immer mit den Wünschen des Heerführers vertragen. So ließ er einen Kanal ausheben, der die Donau mit dem Main verbinden sollte. 793 war das. Karl beaufsichtigte die Arbeiten zeitweise selber. Nach Aussage von Karin Schneider-Ferber geht man heute davon aus, dass dieser Kanal tatsächlich vollendet und zeitweilig genutzt wurde. Es gibt halt nix Neues unter Sonne 😉

Karldergrossesignatur
Die Signatur Karls des Großen – von seiner Hand ist nur der Vollziehungsstrich in der Raute …
Neben seiner kriegerischen Tätigkeit war Karl auch ein großes Talent in der Verwaltung seines Reiches. Er führte in seinen Schreibstuben nicht nur die karolingische Minuskel ein, sondern kümmerte sich auch um die Verwaltung. von Gütern – Karl der Große war ein gebildeter und bildungswilliger Mann, der sich beim Essen historische oder theologische Texte vorlesen ließ.

Charlemagne Agostino Cornacchini Vatican 2
Statuen von Karl dem Großen gibt es in ganz Europa – Aachen, Liège, Paris und diese hier in Rom. Sie spiegeln immer den Zeitgeschmack der Entstehungszeit; diese ist aus dem 18. Jahrundert. Foto: Myrabella / Wikimedia Commons
Das Fehlen von Fußnoten auf den Seiten macht das Lesen angenehm; manchmal fehlte mir allerdings ein wenig der Beleg für eine Aussage – da müsste ich dann im Literaurverzeichnis suchen. Aber dieses Buch ist auch nicht mit wissenschaftlichem Anspruch geschrieben. Es ist eine journalistisch gut aufbereitete Zusammenfassung aus rd. 50 Titeln und aus einigen – übersetzten – Quellen.

Richtig schön wird das Buch durch die vielen Abbildungen, die teilweise mit ausführlichen und sehr informativen Bildunterschriften auch dazu taugen, in dem Buch einfach nur zu stöbern, mittelalterliche Handschriften-Illustrationen und Bilder von Kunstschätzen zu genießen.

Wer sich also einen Überblick über Karls des Großen Leben verschaffen will, ist mit dieser flüssig zu lesenden Darstellung gut bedient.

Karin Schneider-Ferber: Karl der Große. Der mächtigste Herrscher des Mittalelaters, Theiss Verlag, Darmstadt (WBG), 2013, ISBN: 9783806226027

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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