Heftromane schreiben und veröffentlichen von Anna Basener

Heftromane schreiben und veröffentlichen von Anna Basener

Na, das war ja ein Spaß! Als Teenie in einer bayrischen Pension habe ich – aus Not, da alle Bücher schon ausgelesen waren – meine erste, bisher einzige und intensive Bekanntschaft mit Heftromanen gemacht – was anderes war nicht zu bekommen. Den  Titel des Buchs von Anna Basener fand ich interessant und habe mich reingeschmissen.

Was ich bekam, war erst mal eine Regelpoetik: So funktioniert ein Heftroman, Kategorie Liebe (also Arzt-, Heimat- und Fürstenroman):

  • A und B lernen sich kennen und verlieben sich
  • Es gibt ein Problem C
  • D hilft, das Problem zu überwinden
  • A und B kommen endgültig zusammen

Das Ganze dann bitte in rund 160000 Zeichen, beziehungsweise 90 Normseiten, chronologisch erzählt, immer mal wieder die Perspektive wechselnd, insgesamt in 20 bis 30 Abschnitte unterteilt und dann noch bitte beachten, dass gravierende Probleme in der heilen Welt nichts zu suchen haben.

Also im Grunde genau das, was man erwartet, wenn man „Heftroman“ hört..

Anna Basener, die sich ihr Studium selbst mit Heftromanschreiben verdiente, beschränkt sich aber nicht darauf, solche theoretischen Schreibregeln auszustellen,, sondern wird in ihren Tipps sehr konkret:
So empfiehlt sie dringend, ein „Treatment“ zu erstellen, in dem  – wesentlich kleinteiliger als im Exposé – die Handlung für jeden Abschnitt festgelegt wird und bringt ein Beispiel aus ihrem eigenen Wirken gleich mit rein: Am Ende des Buches finden sich Exposé, Treatment und ein Probekapitel aus einem ihrer Romane, den man sich dann auch gleich mit einem anderen ihrer Romane als PDF runterladen kann. Denn schließlich ist für eine Heftromanautorin nichts wichtiger, als das Genre zu kennen 😉

Das Buch ist sehr praxisorientiert; es gibt Tipps für die Präsentation als neue Autorin bei einem Verlag und auch Zahlen zu Honoraren – da das Buch schon ein paar Jahre alt, können die wohl nur als Hausnummer dienen.

San Martin de Tor - Seres
Bergidylle pur – für den Heftroman gehören aber Bilder von jungen schönen Menschen in Tracht mit aufs Bild Noclador, San Martin de Tor – Seres, CC BY-SA 3.0
So weit, so unterhaltsam.

Kritische Punkte

Leider sind mir an dem Buch sehr viele Fehler aufgefallen, die die Lesbarkeit nicht erleichtern – „sie“ und „Sie“ mit allen Verwandten wirbeln regellos durcheinander. Anna Basener schreibt auch den Ratgeber nach dem Motto „Wiederholung festigt“ – ein paar Schleifen weniger hätten dem Buch gut getan. Ich weiß nicht, wie es mit dem Lektorat im Autorenhaus-Verlag aussieht – da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben.

Und die Romane selber?

Ja, ich habe nicht nur die beiden von Anna Basener zur Verfügung gestellten Romane gelesen,, sondern mir selber auch welche gekauft – und dabei festgestellt, dass die Fehler in ihrem Ratgeberbuch denen entsprechen, die ich in den Romanen finden kann: jede Menge fehlende Kongruenz, sowohl grammatikalisch als auch inhaltlich, „sie“ und „Sie“ immer wieder mal falsch angewendet, dazu Rechtschreibfehler („Stil“ statt „Stiel“, wenn es um eine Blume geht …). Dazu dann eine wirklich einfache Sprache. Das muss man erst mal können (und das mein ich nicht ironisch! Einfach zu schreiben, ist nicht einfach! Oder haben Sie schon mal versucht, fast ohne Fremdwörter auszukommen? Nur maximal zweiteilige Sätze zu nutzen? Na eben.) Meine Lieblingslektüre werden solche Romänchen also auch mit fast 40 Jahren Abstand nicht. Aber Anna Basener hat mir eine Ahnung davon verschafft, was es braucht, um so was zu verfassen und das find ich interessant.

Anna Basener: Heftromane schreiben und veröffentlichen, Autorenhaus Verlag, Berlin, , ISBN:  9783866710740

PS: Ach ja, eine Sache, die mich persönlich immer wieder ärgert: In dem Zusammenhang werden gern E. Marlitt und H. Courths-Mahler in einen Topf geworfen – Anna Basener macht das auch an einer Stelle. Für mich sind die beiden Autorinnen nicht vergleichbar. Soll ich mal in einem eigenen Artikel darlegen, warum? Antworten gern in den Kommentar.

PPS: Übrigens spannend, was Anna Basener sonst so zu Heirat meint … (Ich habe übrigens nicht nur meinen Namen behalten, sondern ihn auch an meine Kinder weitergegeben 😉 )

Nachklapp vom 31.7.: Wer das Buch in Köln entleihen will, kann dies bei der Stadtbibliothek tun: Signatur HCM Basener

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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